München, 9. März 2024. Der Diözesanrat der Katholiken der Erzdiözese München und Freising verabschiedet auf der jährlichen Frühjahrsvollversammlung 2024 ein Beschlusspapier zu den ethischen Dimensionen der künstlichen Intelligenz aus der Perspektive der katholischen Laien. Dem vorangegangen war eine rege Diskussion mit über 170 Mitgliedern des Diözesanrats und geladenen Expertinnen und Experten auf dem Gebiet der künstlichen Intelligenz. „KI wirft ethische Fragen in vielen Bereichen auf“, heißt es im Beschluss. „Im Sinne der Solidarität ist zu gewährleisten, dass der Einsatz von KI nicht bedenkliche Exklusionsmechanismen in Gang setzt oder verstärkt.“
In seiner Stellungnahme wies der Diözesanrat auf das Dilemma hin, dass gerade diejenigen Menschen, die in Zukunft vermehrt auf KI-gestützte Entscheidungen angewiesen sein würden in Bereichen wie der Pflege und Medizin, der Bildung und der Verwaltung gefährdet seien, den Zugang zu und die Kontrolle über KI zu verlieren, sowohl im technischen Sinne, als auch im Hinblick auf die Kompetenzen im Umgang mit der KI: „zu berücksichtigen sind hier besonders marginalisierte Gruppen, wie zum Beispiel (aber nicht ausschließlich) Seniorinnen und Senioren, Geflüchtete und Menschen in Armut.“ Sorge bereite auch die Instrumentalisierung künstlicher Intelligenz zur Verbreitung von Hass und falschen Informationen in den Sozialen Medien.
Neben den Gefahren sieht der Diözesanrat aber auch Chancen beim Einsatz von KI, die besonders da zum Tragen kommen, wo das katholische Personalitätsprinzip eingehalten werde, das die grundlegende Individualität und Gleichwertigkeit aller Menschen festlegt. KI dürfe Lehrer, Pflegepersonal und die direkte menschliche Zuwendung in anderen Bereichen nicht ersetzen, sondern müsse dazu dienen, Menschen zu entlasten und unterstützen. KI dürfe überdies „nicht als Selbstzweck behandelt“ werden, sondern solle „die Entfaltung freier, verantwortungsbewusster und individueller Personen begleiten und unterstützen“, zum Beispiel bei der Inklusion und Förderung vulnerabler Gruppen. Im Bereich der Verwaltung stellt der Diözesanrat fest, dass auf der einen Seite die Beschleunigung von Prozessen eine positive Entwicklung sei, ihre Integration sei jedoch „so zu gestalten, dass die finale Verantwortung für weitreichende Entscheidungen beim Menschen liegt.“ Nicht zuletzt sollten sich nach Meinung des Diözesanrats die Bildungseinrichtungen der Erzdiözese München und Freising der Kompetenzvermittlung im Zusammenhang mit KI verschreiben.