Traditionell zielte die Stoßrichtung der Laienaktivitäten auf das Handeln in Gesellschaft und Politik. Damit verknüpft war die Unterscheidung zwischen Heilsdienst und Weltdienst. Mit Weltdienst ist jene Handlungsformen gemeint, die christlich motiviert sind, sich aber auf „weltliche“, d.h. politische, kulturelle, soziale und wirtschaftliche Sachverhalte beziehen. Heilsdienst dient hingegen als Bezeichnung für Praxisformen, die auf die Vermittlung des von Gott geschenkten Heils abzielen und sich auf den Bereich des Sakralen bzw. Transzendenten beziehen. Gemeint sind damit vor allem Tätigkeiten, die im Binnenbereich der Kirche angesiedelt sind, also z.B. Feier der Sakramente, Eucharistie, Verkündigung, Gebet und Spiritualität. Parallelisiert wird die Unterscheidung zwischen Welt- und Heilsdienst oft mit derjenigen zwischen Laien und Klerikern, so dass die Laien als die vornehmlichen Träger des Weltdienstes und die Kleriker als die vornehmlichen Träger des Heildienstes firmieren.
Auch das Zweite Vatikanische Konzil greift an einigen Stellen diese Unterscheidung auf. So spricht es davon, dass den Laien „der Weltcharakter in besonderer Weise eigen“ ist und sie dazu berufen sind, „Sauerteig“ in der Welt zu sein (Lumen Gentium Nr. 31; Apostolicam Actuositatem Nr. 2). Allerdings ist damit keine strikte Revierabgrenzung zwischen Weltdienst der Laien und Heilsdienst der Kleriker gemeint. Es handelt sich um eine soziologische Bestimmung („Laien leben in der Welt …“) und aufgabenbezogene Verhältnisbestimmung und um keine theologische Wesensaussage. Das heißt: Aufgrund der soziologischen Tatsache, dass Laienchristen in der Welt leben, einen „weltlichen“ Beruf ausüben, Familie haben etc., können und sollen sie im besonderen Maß dafür sensibel sein, was sich gesellschaftlich, kulturell und auch religiös tut, sei es aufgrund ihrer beruflichen Erfahrung, ihrer öffentlichen Stellung oder aufgrund ihrer durch Beobachtung der Zeitläufe erworbenen Kompetenz.
Die Rede vom Weltbezug wird im Konzil nie im Sinne einer Abgrenzung zwischen Kirche und Welt verstanden. Der so genannte „Weltcharakter“, also das „Stehen-in-der-Welt“ und das „Im-Dienst-Stehen-für-die-Welt“ werden der Kirche als ganzer aufgetragen. Die Behauptung eines „Weltdienstes“ im Sinne eines bestimmten Tätigkeitsbereichs neben einer eigentlich heilsrelevanten Sphäre widerspricht der vom Konzil vorgenommenen Verhältnisbestimmung zwischen Kirche und Welt, weil sie die Gegenüberstellung von Kirche und Welt verstärkt. Weltdienst und Heilsdienst werden als unterscheidbare Akzente des einen Dienstes der ganzen Kirche, nämlich den Menschen die frohe Botschaft von der Nähe Gottes zu vermitteln, gesehen, aber nicht als Begründung für „Revierabgrenzungen“ zwischen Klerikern und Laien. In den Konzilstexten wird daher immer wieder das Wortpaar „in Kirche
und Welt“ verwendet, wenn von den Aufgaben der Laien gesprochen wird (Apostolicam Actuositatem Nr. 2, 5, 9). „Kirche
und Welt“ bedeutet hier, dass Laien sich nicht aus ihren gesellschaftlichen Aufgabenfeldern zurückziehen dürfen, aber auch, dass innerkirchliche Problemfelder für sie nicht tabu sind.
(aus: Erinnerungen an des Zweite Vatikanische Konzil, hg. v. Diözesanrat der Katholiken, München 2012)