In den letzten zwei Jahren erinnerte der Diözesanrat der Katholiken auf vielfältige Weise an das Zweite Vatikanische Konzil. Ein zentrales optisches Motiv der von uns erstellten Materialien ist das offene Fenster, durch das ein „bunter“, frischer Wind weht. Das Bild geht zurück auf eine symbolische Geste von Johannes XXIII. Es wird nämlich berichtet, dass der Papst auf die Frage, warum er das Konzil einberufe, an ein Fenster im Vatikan ging und es demonstrativ öffnete. Damit stellte er klar: Frischer Wind sollte in die Kirche kommen. Johannes XXIII. wünschte sich ein „neues Pfingsten“. Er hoffte, die Kirche mit dem Konzil in die heutige Zeit führen zu können.
Unter dem Titel „Das offene Fenster“ erinnern wir von Ostern 2014 bis Ostern 2015 an Texte des Konzils. Wir tun dies nicht, um nostalgisch zurückzublicken. Unser Ziel ist es vielmehr, Impulse für das Hier und Heute zu geben. Wir wollen dazu ermutigen, aus dem Geist des Konzils heraus unsere Zeit, unsere Welt und unsere Kirche positiv mitzugestalten. Frischer Wind durch das geöffnete Fenster – dieses Bild macht deutlich: Wir sollten als Christen nicht um uns selber kreisen. Unser Auftrag ist es, uns auf die „Zeichen der Zeit“ einzulassen. Dazu müssen wir die Fragen der Menschen aufgreifen und verstehen, woran sie leiden und vor allem auch worüber sie sich freuen. Dies erfordert bisweilen auch eine Kultur des Sich-Verstören-Lassens durch eine harte Wirklichkeit. Es erfordert die Bereitschaft, nicht nur die Fenster, sondern auch unsere Türen zu öffnen, Menschen hereinzulassen und gleichzeitig in die verschiedensten Lebensräume aufzubrechen. Auch Papst Franziskus fordert dazu auf, den Ruf des Herrn anzunehmen und „hinauszugehen aus der eigenen Bequemlichkeit und den Mut zu haben, alle Randgebiete zu erreichen, die das Licht des Evangeliums brauchen“ (Evangelii gaudium 20). Ein frischer Wind ist ja nicht immer angenehm, aber er weckt auf, belebt und treibt an. Wir hoffen, dass unsere, dem Geist des Konzils verpflichteten Impulse beitragen, frische Frühlingsluft in eine oftmals als etwas muffig empfundene Kirche zu bringen. Mit Papst Franziskus laden wir ein, das „bequeme pastorale Kriterium des ‚Es wurde immer so gemacht‘ aufzugeben“ und „wagemutig und kreativ zu sein in dieser Aufgabe“ (EG 33).