Durch den im vergangenen Jahr stark angestiegenen Zuzug von Flüchtlingen aus den Gebieten des Nahen Ostens und aus Nordafrika sind auch eine nicht unbedeutende Zahl von
Christen (2014 laut Zahlen des Bundesamtes für Migration und Flüchtlinge 24,8 % aller Flüchtlinge)
aus den unterschiedlichen orientalischen Kirchen[1] in Bayern angekommen. Sie haben aufgrund der kriegerischen Auseinandersetzungen, der Umbruchsituationen und teilweise aufgrund von Bedrängungserfahrungen ihre Heimatländer verlassen müssen und suchen nun in Deutschland eine (vorübergehende oder dauerhafte) neue Heimat.
Es ist von größter Bedeutung, dass diese Menschen hier
Orte der geistlichen Beheimatung und Räume der Unterstützung in den ganz praktischen Fragen finden. Oft freuen sich Flüchtlinge aus diesen Traditionen, wenn Sie als Christen wahrgenommen und zum Beispiel zu örtlichen Gottesdiensten eingeladen werden oder in einem geschützten Rahmen von der Situation in ihren Heimatländern erzählen dürfen.
Christliche und ökumenische Solidarität hat hierbei aber auch den jeweiligen
kirchlichen Eigenstatus der orientalischen Kirchen zu achten. Dies bedeutet sich selbst kundig zu machen, wo bereits eine entsprechende Gemeinde der jeweiligen Tradition aus der die Flüchtlinge stammen, existiert. Die Ansprechpartner im Fachbereich Ökumene und im Fachbereich Fremdsprachige Seelsorge können hier oft weiterhelfen.
Die Erfahrung zeigt, wie wichtig solche Kontakte zu schon bestehende Gemeinden der eigenen Tradition sind, selbst wenn Sie in größerer Entfernung liegen und deshalb nur ein sporadischer Besuch möglich ist. Denn hier wird nicht nur die Sprache des Heimatlandes gesprochen und das vertraute geistliche Leben praktiziert, sondern man kann auch Menschen mit ähnlichen Fluchterfahrungen begegnen. Die Gläubigen und Seelsorger, die oft selbst erst wenige Jahre in Deutschland leben, werden so nicht selten zu zentralen Ansprechpartnern, denen gegenüber auch manche Not ausgesprochen werden kann, die andernorts keinen Platz findet.
Christlichen Flüchtlingen sollte daher
mit großer Offenheit, aber eben auch
mit großer Sensibilität und Interesse für deren eigene kirchliche Tradition begegnet werden. In jedem Fall ist jede vorschnelle Vereinnahmung, besonders dort wo es um die Spendung von Sakramenten geht, zu vermeiden.