(Münchner Kirchenzeitung vom 26.03.2017)
Natürlich kann uns beim Blick in die Zeitung oder beim Anschauen von Nachrichtensendungen momentan angst und bange werden. „Angst und Bange“ aber gehören für uns Diözesanräte nicht zur Stellenbeschreibung. Was stattdessen unser Auftrag ist, können wir in der Satzung nachlesen, die ganz sicher nicht in diesen Teilen verändert wird.
Im § 2 steht – ich lese hier die ersten vier Punkte vor: „Der Diözesanrat hat insbesondere die Aufgaben, auf Diözesanebene
a) die Entwicklungen im gesellschaftlichen, staatlichen und kirchlichen Leben zu beobachten und Anliegen der Katholiken in der Öffentlichkeit zu vertreten,
b) Anregungen für das Wirken der Katholiken in der Gesellschaft zu geben und die in ihm zusammengeschlossenen Kräfte aufeinander abzustimmen und zu fördern,
c) zu Fragen des öffentlichen und kirchlichen Lebens Stellung zu nehmen, sowie den Erzbischof und die Verwaltung der Erzdiözese zu beraten,
d) die ökumenische Zusammenarbeit zu fördern und zu vertiefen.“
Allein wenn wir auf die Themen der Vollversammlungen der letzten Jahre blicken, dann sehen wir, dass wir diese unsere Aufgabenstellung sehr ernst nehmen und in unserem Gremium die gesellschaftlich und kirchlich relevanten Diskussionen führen.
Ich darf Ihnen einige Themen in Erinnerung rufen: Einheit in Christus, Dienst am Frieden, Islam und muslimische Nachbarn, Sterbebegleitung, Flucht und Asyl und heute nun Europa.
Wir kneifen also nicht, sondern stellen uns durchaus unangenehmen Herausforderungen. So haben wir bewusst die konkreten Sorgen und Nöte sowohl innerhalb der Kirche als auch in der Gesellschaft ins Wort gebracht und bearbeitet.
Allerdings – und das ist wichtig – wir haben keinen Panikmodus verschärft, keinen Resignationsschub verstärkt und keine Illusionsblasen gefüllt, sondern wir haben jeweils differenziert, redlich und immer wieder hoffnungsvoll nach vorne geblickt. Nach wie vor ist uns die Einleitung der Pastoralkonstitution „Gaudium et Spes" ein wichtiger Impulsgeber.
Man kann es gar nicht oft genug wiederholen: „Freude und Hoffnung, Trauer und Angst der Menschen von heute, besonders der Armen und Bedrängten aller Art, sind auch Freude und Hoffnung, Trauer und Angst der Jünger Christi.“
Entsprechend dieses Leitmotivs haben wir uns in den letzten Jahren auf allen Ebenen als Räte und Verbände eingebracht, nicht nur mit Forderungen, sondern mit konstruktiven Vorschlägen. Hier in der Erzdiözese haben wir mitgestaltet, wo immer wir angefragt wurden und wir waren manchmal durchaus unbequem, wo wir unsere Vorstellungen von Staat und Kirche auch ungefragt deutlich gemacht haben. Oder um es ganz klar zu benennen, wo wir uns als Teil der verfassten Kirche gegen den Strom schwimmend gesellschaftspolitisch eingemischt haben.
Nicht allen gefällt diese Einmischung. Aber uns gefällt ja auch nicht alles, was aktuell so passiert. Darin begründet sich eben gerade ein Teil unserer ehrenamtlichen Antriebskraft im Laienapostolat. Selbstgenügsamkeit und Selbstzufriedenheit führen nicht weiter.
Wir lassen uns nicht zum unpolitischen Gebetskreis reduzieren und wir lassen uns nicht in Kapellen und Kirchen abschieben. Aber selbstverständlich sind wir auch dort leicht zu finden.
Unsere Verantwortung beschränkt sich überdies nicht allein auf die eigene Diözese. So waren wir am Dialogprozess der Deutschen Bischofskonferenz beteiligt, haben die jeweiligen Katholikentage aktiv mitgestaltet und haben Kontakt gepflegt zu unseren Partnern in Rom, Evry und Ecuador. Außerdem haben wir in vielen Bereichen die Chancen des Pontifikats von Papst Franziskus erkannt und entsprechend genutzt. Selbst auf krumme Fragebögen haben wir gradlinige Antworten gefunden.
Wenn es eine wesentliche Aufgabe des Diözesanrates ist, den Erzbischof zu beraten, dann ist diese Beratungstätigkeit trotz aller gebotenen Bescheidenheit weit über unsere Bistumsgrenzen hinaus wirkmächtig. Dabei stehen wir durchaus unter Beobachtung und haben gewollt oder ungewollt eine gewisse Vorbildfunktion im Zusammenspiel von Laien und Klerikern. Das erlebe ich nicht selten bei Gesprächen z.B. mit Kollegen im ZdK oder im Landeskomitee.
Aus der Tatsache, dass unser Erzbischof Vorsitzender der Deutschen und der Europäischen Bischofskonferenzen und nicht zuletzt Mitglied im engsten Beraterkreis des Papstes ist, erwachsen für uns Möglichkeiten und zusätzliche Verantwortungsbereiche. Wir können nicht so tun, als ginge uns das nichts an.
Auszug aus dem Bericht von Professor Hans Tremmel vor der Frühjahrsvollversammlung 2017. [Weiter]