(Münchner Kirchenzeitung vom 23.10.2016)
Viele Christinnen und Christen auf den unterschiedlichen Ebenen und in verschiedenen Funktionen vertreten mutig und aus einer selbstverständlichen Grundhaltung heraus die Botschaft Jesu. Es wird in unseren Pfarreien, Kommunen und in unseren Institutionen Großartiges, ja unschätzbar Wertvolles geleistet. Das sollten wir bei allem verständlichen Gejammer und trotz aller unübersehbaren Probleme nicht vergessen.
Engagierte Gläubige, aber auch viele Bürgermeister, Landräte, Mandatsträger unterschiedlicher Parteien und zahlreiche Menschen, die im sogenannten öffentlichen Leben stehen, hängen bei kontroversen Themen ihr Fähnchen nicht in einen vermeintlich volksnahen Wind, sondern berufen sich in ihrer Argumentation dezidiert auf christliche Positionen und Werte. Sie machen klar, dass es im konsequenten Einsatz für die Würde des Menschen für sie als Christen keine glaubwürdige Alternative gibt und sie bilden damit das notwendige Korrektiv in den eigenen Parteien und Institutionen. (...)
Manche Briefe und Mails, die Bürgermeister, Landräte, Abgeordnete, Pfarrer, Bischöfe, ehrenamtliche Kirchenvertreter und auch ich bekommen, sind ehrverletzend, beleidigend und manchmal sogar bedrohlich. Es macht sich eine Unkultur der Niveaulosigkeit breit. Viele von uns sind nicht immer so abgebrüht, wie man im Zeitalter der sozialen Netzwerke wohl sein müsste, wenn man sich öffentlich äußert. Absolut inakzeptabel empfinde ich insbesondere bewusste Provokationen von relativ bekannten Politikern, die es eigentlich besser wissen müssten, weil ihre Aussagen sich im Internet dann noch einmal in ihrer Schärfe potenzieren und verbale Hetze schnell zum Übersprungmotiv vom hässlichen Schreiben zum bösen Handeln mutieren kann.
Natürlich muss man im politischen Alltagsgeschäft und im mehr oder weniger hitzigen Wahl- beziehungsweise Vorwahlkampf nicht jedes Wort auf die berühmte Goldwaage legen. Aber wir dürfen gezielte Beleidigungen, bodenlose Unverschämtheiten und grobe Verbalattacken auch nicht einfach so hinnehmen, als wäre das grundsätzlich in Ordnung und als hätte der mündliche Watschenverteiler es sicherlich nicht so gemeint.
Auszug aus dem Bericht von Hans Tremmel bei der
Herbstvollversammlung 2016