Nicht nur für die Frommen!
So manche Jugendliche mögen sich schon geärgert haben, dass die Katholiken ausgerechnet am Tag nach Halloween ihr Allerheiligenfest feiern. Müssen sie doch deshalb ihre Party früher beenden. Am Buß- und Bettag findet zwar keine Schule statt, aber der Feiertag wurde zugunsten der Pflegeversicherung fast überall zum Werktag und zum Betreuungsproblem gemacht. Die sogenannten Brückentage und die Zeit von Gründonnerstag bis Ostermontag erweisen sich als günstig für die Urlaubsplanung. Was aber gefeiert wird und welchen Sinn stille Feiertage haben, ist in der Gesellschaft kaum mehr präsent. Da darf es uns nicht wundern, wenn sich auch im bayerischen Parlament diese Ignoranz widerspiegelt. So wollte sich die damalige Regierungskoalition im Juli mit der Reform des Feiertagsgesetzes realitätskonformer und wählerfreundlicher zeigen. Der gefundene Kompromiss, der das veränderte Ausgehverhalten der jungen Generation im Blick hat, lässt den stillen Feiertag dann eben um 2 Uhr beginnen, statt um 0 Uhr.
Das ist nicht das Ende des christlichen Abendlandes, aber was kommt als nächstes? Nicht das Erkennen der Zeichen der Zeit wird deutlich, sondern allenfalls die Anpassung an den Zeitgeist und eine weitere Profanisierung unserer Lebenswirklichkeit. Wollen wir das? Gerade für uns Christen sind die Sonn- und Feiertage die Gelegenheit, unsere spirituellen Lager aufzufüllen und im Gottesdienst unsere Beziehung zu unserem Herrgott und zu unseren Mitchristen intensiver zu leben. Pfarrgemeinden haben hier ihr eigentliches Zentrum, von dem aus das vielfältige Pfarreileben und das ehrenamtliche Engagement seine Prägung nimmt.
Wir schützen die Sonn- und Feiertage aber nicht nur aus Eigeninteresse, sondern leisten gleichzeitig einen unverzichtbaren Dienst an unserem Gemeinwesen. In den Feiern des Kirchenjahres hat unsere Kultur ihre geistlichen Kristallisationspunkte. Auch wenn sich bisweilen der Eindruck aufdrängt, besteht das Leben eben nicht nur aus Arbeit, Konsum und Aktion. Wir Menschen und die Gesellschaft, in der wir leben, brauchen verlässliche Ruhe- und Erholungszeiten. Freilich bleibt es jedem selber überlassen, wie er diese nutzen und gestalten will.
Die Aufgabe des Staates ist es, adäquate Rahmenbedingungen für die freie Religionsausübung und für die Pflege der sozialen Kontakte in der Familie, im Freundeskreis und generell in der Gesellschaft zu schaffen und zu erhalten. Bei all dem Druck und Stress des Alltags braucht es sinnvolle Kontrapunkte, die einen lebensbejahenden Rhythmus in unser aller Kalender implementieren. Dies ist nicht nur für Christen und religiös orientierte Menschen unverzichtbar. Der Staat als Sachwalter des Gemeinwohls trägt hierfür Verantwortung. Dank gebührt allen Politikern, die das kapiert haben und danach handeln.