Diözesanrat der Katholiken

Demokratisch gewählte Vertretung des Kirchenvolkes.
Der Diözesanrat repräsentiert mehr als 125.000 ehrenamtlich in Katholikenräten, Verbänden und Initiativen aktive katholische Frauen und Männer. Zu den Aufgaben des Diözesanrats gehört es, das wirtschaftliche, familiäre, gesellschaftliche und politische Umfeld so mitzugestalten, dass der Mensch gedeihen und sich entfalten kann.

Münchner Kirchenzeitung vom 26.05.2013

Riskante Entscheidung

Jetzt im Frühsommer geht sie wieder um, die Angst vor den kleinen Spinnentieren, die die gefährliche Hirnhautentzündung übertragen können. In immer mehr Gebieten Bayerns sind Zecken Träger des gefährlichen FSME-Virus. Zweifellos gibt es nicht gegen alles eine Absicherung, aber Impfungen können Leben retten und vor schwerem Leiden bewahren. Vielen ist noch der Slogan im Ohr, Schluckimpfung sei süß, Kinderlähmung grausam. Unmissverständlich und erfolgreich war die Kampagne, so dass diese heimtückische Infektionskrankheit zumindest bei uns weitgehend ausgerottet werden konnte. Seit damals gehören zahlreiche in der Regel gut verträgliche Schutzimpfungen zum Standardrepertoire der Routinevorsorge in Kinderarztpraxen. Sehr verantwortungsvoll gehen die meisten Eltern mit diesem Thema um, denn es gibt unbestritten auch Impfunverträglichkeiten und Risiken. Außerdem ist bei manchen Impfkampagnen eine Portion Skepsis durchaus legitim, weil nicht immer ersichtlich ist, ob am Ende tatsächlich der Patient oder nicht vielmehr die Industrie den Gewinn hat. Hier muss sehr sorgfältig abgewogen werden. Schließlich ist nicht alles, was möglich ist, auch sinnvoll.

Menschen, die aus bestimmten Gründen nicht geimpft werden sollten, genießen indirekt den solidarischen Impfschutz der anderen. Diese Solidarität ist in Gefahr, da sich bedauerlicherweise in Deutschland eine zunehmende Impfmüdigkeit breit macht, so dass vermeintlich bereits besiegt geglaubte Krankheiten wieder auf dem Vormarsch sind. Die abnehmende Durchimpfungsrate hat ein Besorgnis erregendes Level erreicht. Ein zweistelliger Prozentsatz der Eltern lassen ihre Kinder beispielsweise nicht mehr gegen Masern impfen, zum einen aus Angst vor den Folgen der Impfung und zum anderen, weil sich allmählich die Ideologie verbreitet, es wäre gut für die körperliche und auch für die psychische Entwicklung der Kinder, wenn sie im Kindesalter die Masern durchstünden und eine eigene Immunisierung aufbauten. Extrem ist hier sicherlich die Praxis der Masernpartys, bei denen ganz bewusst gesunde Kinder mit kranken in Kontakt gebracht werden, damit eine Ansteckung wahrscheinlich wird. Masern sind jedoch eine aufgrund der möglichen Komplikationen alles andere als harmlose Kinderkrankheit. Bleibende Schäden bis hin zu tödlichen Verläufen sind keine Seltenheit.

Selbstverständlich müssen Elternwille und Elternrecht sehr ernst genommen werden, aber es gibt auch Grenzen. Gefährliche Körperverletzung durch das vorsätzliche In-Umlauf-Bringen von Krankheitserregern darf der Staat nicht dulden, weil es eklatant dem Kindeswohl widerspricht und auch Unbeteiligte gefährdet. Besser als Strafandrohung aber sind sicherlich eine breite Aufklärung und eine gute Beratung durch staatliche Institutionen und kompetente Ärzte.
Tremmel

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