Diözesanrat der Katholiken

Demokratisch gewählte Vertretung des Kirchenvolkes.
Der Diözesanrat repräsentiert mehr als 125.000 ehrenamtlich in Katholikenräten, Verbänden und Initiativen aktive katholische Frauen und Männer. Zu den Aufgaben des Diözesanrats gehört es, das wirtschaftliche, familiäre, gesellschaftliche und politische Umfeld so mitzugestalten, dass der Mensch gedeihen und sich entfalten kann.

Münchner Kirchenzeitung vom 24.06.2012

Wer wagt, gewinnt

Warum sollten wir einen „neuen Aufbruch wagen“ – das Motto des 98. Katholikentages – wo wir doch die letzten Aufbrüche noch gar nicht ans Ziel geführt haben? Wenn wir an das Zukunftsforum in unserer Erzdiözese, an die Würzburger Synode, an das Zweite Vatikanische Konzil oder an den aktuellen Dialogprozess der Bischofskonferenz denken, dann wissen wir, wir sind längst noch nicht angekommen.
Dennoch war in Mannheim überall ein großer Wille zum Aufbruch erkennbar. Zigtausende Katholiken kamen mit dieser Grundhaltung zusammen. Sie haben die Probleme der Kirche, der Gesellschaft, ja der Welt keineswegs verdrängt, aber sie haben sich auch nicht von ihnen erdrücken lassen. Mit großer Ernsthaftigkeit, gegenseitigem Respekt und viel Wohlwollen wurde diskutiert und um den richtigen oder zumindest den besseren Weg gerungen. Ein großes Trotzdem hat die Menschen erfasst. Trotz aller Defizite war die Freude über den gemeinsamen Glauben spürbar über alle kirchlichen bzw. gesellschaftlichen Grenzen und über die Generationen hinweg.
Nur kurz wurde über die Positionen von zwei alten Männern gesprochen, die gar nicht dabei waren. Der eine – ein angesehener, wenn auch umstrittener Konzilstheologe – wollte nicht zur sogenannten Konzilsgala kommen, weil es nichts zu feiern gebe. Und der andere – ein bedeutender, aber nicht minder streitbarer Kardinal – blieb erneut einem Katholikentag fern, weil er die katholische Mitte dort nicht finden könne. Beide fehlten dem Glaubensfest nicht, zu dem die Deutschen Laien und der Vorsitzende der Bischofskonferenz eingeladen hatten. Mit ihrer Blockadehaltung fanden sich die beiden Protagonisten unterschiedlicher kirchlicher Lager plötzlich in einem Boot. Dabei rudert der eine seit vielen Jahren links herum und der andere rechts. Ihr gemeinsames Boot bleibt so am Fleck. Ein Aufbruch in eine positive Richtung ist von ihnen nicht zu erwarten. Nur wenn sie aufeinander abgestimmt ihre Ruder betätigen würden, könnten sie vorankommen. Dazu braucht es Mut und Einsicht.
Am Stand der Erzdiözese München und Freising wurde diese Botschaft augenfällig. Die Erzdiözese präsentierte sich bewusst mit einem gemeinsamen Stand. Diözesanrat und Ordinariat, Kleriker und Laien, Frauen und Männer, Bischof und Volk, Hauptamtliche und Ehrenamtliche standen Seite an Seite für ihren Glauben und für das Engagement, das daraus erwächst. Sie haben gezeigt, dass „gemeinsam Kirche sein“ trotz aller Schwierigkeiten nach wie vor Freude bedeuten kann. So haben sie herzerfrischend die Hoffnung verkörpert, die uns Christen erfüllt.
Mannheim war ein spirituelles, intellektuelles und emotionales Highlight für den Alltag. Viele Aufbrüche in unseren Pfarreien und Gemeinschaften müssen folgen. Denn aufbrechen müssen wir Christen jeden Tag. Nur wer wagt, gewinnt!
Tremmel
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