Nur noch Unternehmen? Eine andere Perspektive
Was heißt Ehrenamt? Das Ehrenamt umfasst zunächst alle Tätigkeiten, die »ehrenhalber« ausgeübt werden – und nicht aufgrund einer beruflichen Verpflichtung. In diesem Sinn stehen Professionalität und Ehrenamtlichkeit einander gegenüber. Aber man merkt bereits hier, wie schnell uns unsere Sprache auf Abwege führen kann. Gemeint ist natürlich nicht jener Klang, der im Wörtchen »professionell« immer mitschwingt: nämlich, dass professionelle Arbeit gegenüber der Ehrenamtlichkeit sachgerechter und zielsicherer sei.
Das mag zwar häufig so sein, weil der Einstieg in einen Beruf meist zwingend eine bestimmte Ausbildung und Qualifikation erfordert. Aber es muss nicht so sein. Ehrenamtliche Dienste werden oft mit höchster Sachkunde ausgeübt.
Oberflächlichen Dilettantismus kann sich auch der »Laie« nicht leisten.
Das zweite Kennzeichen des Ehrenamts ist, dass es unentgeltlich ausgeübt wird. Dieser Punkt wird heute oft in Frage gestellt. Ehrenamt braucht Anerkennung, sagen die einen und meinen damit nicht selten, was nichts koste, sei in der heutigen Zeit nichts wert. Oder man denke an die anderen, die nichts dabei finden, das Feld der Dienstaufwands-entschädigungen immer mehr auszuweiten.
Das dritte Merkmal besteht in der Freiwilligkeit. Der Ehrenamtliche schuldet seinen Dienst keinem, so sagt man. Er erbringt ihn aus freien Stücken. Und davon, heißt es si-cher zu Recht, lebe jede Gemeinschaft, dass in ihr einige mehr tun, als ihnen das Recht auferlegt.
Ist mit dem Gegenüber von Haupt- und Ehrenamtlichkeit auch die Situation in der kirch-lichen Gemeinschaft hinreichend beschrieben? Natürlich gibt es Hauptamtliche im Dienst der Kirche, in der Regel kraft der sakramentalen Weihe; und selbstverständlich gibt es Ehrenamtliche, die über die allgemeine Christenpflicht hinaus kirchliche Aufgaben über-nehmen und so einen besonderen Beitrag für die Auferbauung der Kirche leisten. Beim Ehrenamt in der Kirche ist es also ähnlich wie beim – ein neuer Name – so genannten bürgerschaftlichen Engagement:
Bürgerinnen und Bürger setzen sich für das Gemeinwe-sen mehr als andere ein, weil sie sich über das Minimum der Bürgerpflichten hinaus selbst verpflichtet wissen.
Und trotzdem: Der ehrenamtliche Dienst in der Kirche – das sollte man vor den Pfarrgemeinderatswahlen nicht vergessen – entspringt letztlich nicht einer Selbstverpflichtung, sondern beruht auf einer Berufung durch Christus kraft der Taufe und der Firmung. Gewiss, die konkrete Bestellung in gewisse Ehrenämter durch Wahlen hat ihre Bedeutung. Die Verpflichtung zum Dienst und der inhaltliche Maßstab des Dienstes kommen von Christus.