Toleranz ist unteilbar
Vor wenigen Tagen hat der Bundestag einen Gesetzentwurf abge-lehnt, der das Ziel hat-te, der Religionsbeschimpfung in unserer Gesellschaft einen Riegel vorzuschieben. Die Fraktionen der Sozialdemokraten und der Grünen haben in schöner Gemeinschaft mit der PDS die Gesetzesinitiative im Parlament zu Fall gebracht. Sie haben sich dabei von den jüdischen und muslimischen Stimmen nicht beirren lassen, die im Vorfeld der Entschei-dung ihr Unverständnis darüber zum Ausdruck gebracht haben, dass in unserem Land der christliche Glaube in jeder Form verächtlich gemacht werden darf.
Es gehe um die Freiheit der Kunst und um Meinungsfreiheit, sagen sie. Hier machen es sich die Abgeordneten zu einfach. Wir Christen können schon unterscheiden, wo sich ein künstlerischer Anspruch zeigt und wo nur noch Hass und Unduldsamkeit sich ausleben. Wir können sehr wohl unterscheiden, ob Schuld und Versagen der Kirche heute und ges-tern – wenn auch oft verzerrt – Ziel der Häme ist, oder ob es jemand nur darum zu tun ist, das, was uns heilig ist, in den Schmutz zu ziehen.
Manches, was uns schmerzt, ist nicht schon Verunglimpfung des Glaubens. Wir werden deutlicher unterscheiden müssen, und dann umso entschiedener die Intoleranz beim Namen nennen. Diese geistige Auseinandersetzung wird den Christen nach der Entscheidung des Bundestags noch mehr abverlangt werden. Sicher, nicht selten werden wir über manches Armselige auch den Mantel des Mitleids legen. Gelegentlich werden wir auch das Kalkül derer durchkreuzen müssen, deren feindselige Machwerke von sehr beschei-denem geistigen oder künstlerischen Zuschnitt sind, die aber dann doch sehr innig auf den Proteststurm der Katholiken hoffen, der ihnen »Adel« verleihen und Werbung brin-gen soll.
Diejenigen aber, die am liebsten jeden zweiten Tag ein Bündnis gegen Intoleranz grün-den möchten, aber jetzt gegen jeden Schutz der religiösen Gefühle der Christen ge-stimmt haben, werden wir fragen, weshalb sie Toleranz für teilbar halten. Sie haben ja Recht: Die Intoleranz ist bereits die Aufkündigung des inneren Friedens, sie ist bereits der erste Schritt zur Gewalt. Aber wo ist ihre Sensibilität gegen die Intoleranz, wenn sich diese gegen das richtet, was den Christen heilig ist? Wo ist ihr Protest, wenn das Kreuz oder die Gestalt Jesu verächtlich gemacht werden? Warum schweigen sie, wenn in den Feuilletons die Intoleranz gegenüber Christen auch noch gefeiert wird? Wir wollen hoffen, dass sie nicht so unkritisch sind zu meinen, dort, wo der Geist von links wehe, könne sich Geist der Intoleranz grundsätzlich nicht einnisten.