Die Chancen des neuen Jahres
Das neue Jahr – kaum begrüßt, aber schon mit kräftigen Schritten unterwegs – hält für unser Erzbistum drei Herausforderungen bereit.
Am 7. März 2010 findet die Wahl der Pfarrgemeinderäte statt. Gerade weil viele Pfarreien in eine stärkere Kooperation in Pfarrverbänden und Stadtkirchen eintreten, brauchen sie als Glaubensgemeinschaften am Ort eine mitdenkende und mitgestaltende Vertretung, die sich um beides bemüht: um ein lebendiges Pfarrleben und um die Zusammenarbeit über die eigene Gemeinde hinaus.
Vom 12. bis 16. Mai 2010 wird München Schauplatz des 2. Ökumenischen Kirchentags sein. Was heißt Schauplatz, es wird ein Treffpunkt von Zehntausenden vor allem junger Christen sein, die kirchenverbindend gemeinsam singen, beten, diskutieren und feiern werden. Die Millionenstadt wird fünf Tage lang davon geprägt sein. Die Chancen, die sich dabei auftun, werden sich nicht so schnell wiederholen: die Chance der Begegnung, der Anregung und der konzentrierten Erfahrung lebendigen Glaubens, aber auch die Chance, dass wir gastfreundlich unseren Mitchristen die Stadt und ihre Umgebung zeigen und sie daran teilnehmen lassen, was die örtlichen Kirchen prägt.
Schließlich wird uns weit in das Jahr hinein der Prozess des Zukunftsforums fordern. Als Kirche von München und Freising wollen wir uns bis in die einzelnen Pfarreien hinein nüchtern und zugleich mit gläubiger Zuversicht ganz konkrete Ziele stecken, wie wir besser glaubhaft machen können, dass der christliche Glaube eine befreiende und lebensintensivierende Kraft in sich birgt.
Wie soll all das gelingen? Die neutestamentliche Lesung des vergangenen Sonntags gibt uns einen Fingerzeig. Paulus schreibt an die Gemeinde von Korinth. Er möchte sie aufklären über die Gaben des Geistes, das heißt über die unterschiedlichen Begabungen, die innerhalb der Gemeinde vorhanden sind. Man müsse sie erkennen und zur Entfaltung bringen. Ist es nicht auch die vornehmste Aufgabe des Pfarrgemeinderats zu schauen, welche Gemeindemitglieder mit besonderen Befähigungen ausgestattet und kraft Eignung und Neigung vielfältige Aufgaben zu übernehmen in der Lage sind. Am kommenden Sonntag wird Paulus in seinem Schreiben an die Korinther einen Schritt weiter gehen und sagen, wie er sich die Zusammenarbeit in der Christengemeinde vorstellt.
Und die Ökumene? Hier schreibt uns Paulus in derselben Passage seines Briefes einen Satz, der uns aus der ökumenischen Trägheit heraus katapultieren könnte: „Niemand kann sagen, Jesus ist der Herr, wenn er nicht aus dem Heiligen Geist redet.“
Es ist der eine Geist, der in den Kirchen wirkt. Das, was uns an geistgewirktem Zeugnis bei den evangelischen und orthodoxen Christen begegnet, bereichert uns. Es wäre ein Jammer, wenn wir uns dafür nur in der pflichtgemäßen Woche der Einheit öffneten.