Überlegungen am Tag des Heiligen Aloisius zur Bildungspolitik
Während der letzten Woche zogen Schüler und Studenten protestierend durch die Stadt. Vor den Universitäten schlugen sie ihre Info-Stände auf.
Die Studienbedingungen seien schlecht. Das Studium selbst verkomme immer mehr zu einem starren Kurssystem. Vor allem die Studiengebühren blieben ein Stein des Anstoßes. Aber gerade am letzten Punkt zeigt sich die Politik sehr hartleibig.
Natürlich, für viele der Studierenden ist die Gebühr von jährlich 1000,- Euro kein Problem. Das sind jene, deren Eltern mindestens der oberen Mittelschicht
angehören und über relativ hohe Einkommen verfügen. Sie sind Angehörige von Familien, die ihren Kindern schon mit dem Beginn des Vorschulalters bis zum Ende der Ausbildung alles bieten können, vom privaten Sprachunterricht bis zu den Auslandssemestern, vom Pauker bis zum Examens-Repetitorium. Bei anderen Studenten liegt das völlig anders. Schon um ihnen den Weg zum Abitur zu ebnen, mussten ihre Eltern bis an die Grenzen ihrer Leistungsfähigkeit gehen. Sie selbst jobben bei der Post oder im Restaurant, um ihr Studium mitzufinanzieren, während ihre Mitstudentinnen und –Studenten sich ganz dem Studium widmen können oder Auslandserfahrungen sammeln.
Die Chancen sind, wie man sieht, ungleich verteilt. Hier zeigt sich Ungerechtigkeit. Dabei sprechen wir noch gar nicht von denen, die überhaupt nicht die Möglichkeit zu einer höheren Schulbildung erhalten, obwohl sie vielleicht begabter sind, als manches Akademikerkind.
Wir sind leider bei allem Fortschritt in unserer Gesellschaft in einem Feld noch kaum vom Fleck gekommen: die Bildungschancen der Jungen sind eng an ihre Herkunft gekoppelt. Natürlich gibt es auch in den Familien selbst Hemmungen. Viele Eltern haben eine Scheu, ihre Kinder in eine Bildungs- und Schullaufbahn zu schicken, die ihnen selber fremd ist und in der sie den Kindern nicht beistehen können.
Die Bildungspolitik hat die Aufgabe, Barrieren viel entschiedener als bisher abzubauen. Das gegliederte Schulsystem, das viele schon nicht mehr für reformierbar halten, darf nicht ein bloßes Abbild der Schichtzugehörigkeit unserer Kinder sein. Es muss sich als die jeweils optimale Förderung für unsere Kinder mit ihren unterschiedlichen Begabungsprofilen erweisen. Was sollen hier, um zu den Studiengebühren zurückzukehren, neue Barrieren im Bildungssystem?
Diese Glosse ist geschrieben am Fest des Heiligen Aloisius, des fast vergessenen Jugendpatrons. Beim nächsten Rombesuch werde ich, so nehme ich mir jedenfalls vor, an seinem Grab vorne rechts in Sant’ Ignazio eine Kerze anzünden – vielleicht hilft es gegen unsere festgefahrene Bildungspolitik.