Dabei würde eine hauptsächlich kritische Sicht nicht überraschen. Denn der Freisinger Fürstbischof Johann Franz Eckher besaß als eigenständiger, vom großen Nachbarn Bayern oft genug bedrängter Reichsfürst keinen Anlass, mit den politischen Ambitionen des bayerischen Kurfürsten zu sympathisieren. So hatte er auf Bitten der kaiserlichen Administration noch am 23. Dezember 1705 (und damit faktisch zu spät) in einem
Rundschreiben angeordnet, alle Pfarrer sollten ihre Pfarrkinder vor einem landesverderblichen und höchst schädlichen Aufruhr warnen; dieser widerspreche dem schuldigen Gehorsam gegen die Obrigkeit, sei „ihnen selbst hechst schedlich“ und werde „unausbleiblich“ die Strafe Gottes nach sich ziehen. Jedoch: Das Bild, das die Quellen bieten, ist differenzierter.
Simon Nagl, Pfarrvikar von Reichersbeuern, übt in seinem
Sterbebuch-Eintrag Kritik an den Aufständischen und zieht dafür ein alttestamentliches Zitat (1. Buch der Makkabäer 5,57) heran: "Dieses Jahr haben am 25. Dezember die nachfolgend Genannten, was den Leib betrifft, höchst unglücklich beendet, da sie jedenfalls ohne geistlichen Rat in den Krieg mit den kaiserlichen Soldaten zu Sendling bei München gegangen sind und mit den Söhnen der Makkabäer sagten: 'Lasst uns gehen und uns einen Namen machen, indem wir gegen jene kämpfen etc.' So sind sie, da das Schicksal ihnen feindlich war, schrecklich ermordet worden."
Im
Sterbebuch von Helfendorf ist von den „rebellierenden bayerischen Bauern“ die Rede. Sie seien nach München gekommen und dort dem „Morden der Kaiserlichen“ zum Opfer gefallen. Doch fügt Benefiziat Michael Bayr hinzu: "Wir hoffen, dass sie alle fromm im Herrn gestorben sind, denn die meisten haben nicht freiwillig und aus überlegter Bosheit zu den Waffen gegriffen, sondern sie wurden von den Amtleuten gezwungen, die wiederum von anderen verführt worden sind."
Für den
Pfarrvikar von Wall bei Miesbach waren es "ehrbare Männer, die, von den – wie sie sagten – Verteidigern des Vaterlandes mit Feuer, Schwert und allen möglichen Grausamkeiten bedroht, wenn sie nicht gegen die Kaiserlichen zögen, bald gezwungen bereitliegende bäuerliche Waffen ergriffen und in einer grausamen Schlacht geschlagen wurden".
Auch wenn sie am Tun ihrer irregeleiteten Pfarrkinder Kritik üben, ist doch bei allen Pfarrern Mitleid mit deren grausamem Schicksal zu spüren.