Unabhängige Aufarbeitungskommission Gastbeitrag der Vorsitzenden Michaela Huber

UAK
Ein zentrales Anliegen ist es uns als UAK, mit möglichst vielen Betroffenen aus der Region im Gespräch zu sein. Am 23. September 2022 veranstalteten wir deshalb in München einen „Tag der Begegnung“. Ziel war es, den Betroffenen aufzuzeigen, welche Unterstützungsangebote die Erzdiözese für sie bereitstellt. Zudem konnten die 56 Teilnehmenden sich untereinander austauschen und mit inner- und außerkirchlichen Ansprechpartnern sowie Mitgliedern von Betroffenenbeirat und UAK, vor allem aber auch mit Kardinal Reinhard Marx, Generalvikar Christoph Klingan und Amtschefin Dr. Stephanie Herrmann persönliche Gespräche führen. Außerdem haben sie uns als UAK und der Erzdiözese konkrete Anliegen mitgegeben.

Zudem haben wir die Strukturen in der Erzdiözese, die sexuellen Missbrauch ermöglicht oder erleichtert oder dessen Aufdeckung erschwert haben, analysiert und als Folge davon der Erzdiözese bisher sieben Empfehlungen übermittelt, zum Beispiel eine Kooperation mit nicht-kirchlichen Beratungsstellen für  Betroffene. Ferner nutzen wir die Ergebnisse der Kanzlei Westpfahl Spilker Wastl (WSW), die in ihrem Gutachten im Auftrag der Erzdiözese bereits die quantitative Erhebung sexuellen Missbrauchs in der Erzdiözese und die Untersuchung des administrativen Umgangs mit Täterinnen und Tätern sowie Betroffenen erarbeitet hat.

Haltung der Erzdiözese

Die Erzdiözese München und Freising zeigte sich bisher sehr kooperativ und setzte alle unsere Empfehlungen mit hoher Priorität um. Bereits seit 2010 hat sie von sich aus tiefgreifende strukturelle Veränderungen veranlasst. Als UAK haben wir den Eindruck gewonnen, dass die Verantwortlichen der Erzdiözese ehrlich bestürzt sind über das Verhalten der Institution Katholische Kirche in der Vergangenheit gegenüber den Betroffenen und ernsthaft bemüht sind, das begangene Unrecht aufzuarbeiten und durch umfangreiche Unterstützungsangebote und angemessene Anerkennungsleistungen zu einer gewissen Heilung beizutragen. 

Vorhaben für die weitere Arbeit

In der UAK München und Freising beschäftigen wir uns gerade mit der unbefriedigenden mangelnden Transparenz bei den finanziellen Anerkennungsleistungen für Betroffene. Außerdem werden wir uns aktuell auftretenden Themen und den noch nicht realisierten Empfehlungen des WSW-Gutachtens widmen. Wir erhoffen uns für die Zukunft von Politik, Gesellschaft und Medien eine sachliche und konstruktive Auseinandersetzung mit diesem Thema. Dies bedeutet, das Unrecht und das Fehlverhalten der Vergangenheit klar zu benennen, aber auch anzuerkennen, dass die Erzdiözese München und Freising, wie allgemein die deutsche katholische Kirche, mittlerweile umfangreiche konkrete  Veränderungen realisiert hat. Der Staat ist über die Zusammenarbeit von Deutscher Bischofskonferenz und dem Unabhängigen Beauftragten für Fragen des sexuellen Kindesmissbrauchs (UBSKM) der Bundesregierung, beispielsweise durch die Gründung der UAKs, maßgeblich daran beteiligt. Die UAK fühlt sich den Betroffenen verpflichtet, aber auch den vielen engagierten kirchlichen Mitarbeitenden, die keine Täter sind, sowie allen Menschen, für die Kirche, Religion und Glaube wichtig sind.

Michaela Huber
Vorsitzende der UAK in der Erzdiözese München und Freising
 

UAK München und Freising

Vier ehrenamtliche Mitglieder der UAKs werden von der jeweiligen Staatskanzlei benannt. Durch ihre regionale Struktur können die UAKs für jede Diözese individuelle und passgenaue Veränderungen schnell
durchsetzen. Die benannten Mitglieder der UAK München und Freising sind derzeit ein Psychiater, ein Jurist, ein Sozialpädagoge und eine Psychologin. Die Arbeit wird außerdem von Mitgliedern des  Betroffenenbeirats und je einem Vertreter von Diözesanrat und Erzdiözese begleitet.