Mit Gefolge und drei Kutschen reiste der Freisinger Fürstbischof Ludwig Joseph von Welden vom 29. Juli bis 12. August 1786 ins bayerische Oberland, um mehrere Kirchen und Altäre zu weihen und über 8.000 Kindern und Jugendlichen das Sakrament der Firmung zu spenden. Eine solche Reise stellte ein seltenes Ereignis dar. Überall wurde der hohe Gast freudig begrüßt: in den Klöstern mit Trompetenschall oder auch bei den Bauern auch Kirschgeist.
Fürstbischof Ludwig Joseph von Welden
Als besonderer Glücksfall ist bis heute im
Archiv des Erzbistums München und Freising das Tagebuch eines Reiseteilnehmers erhalten. Es bietet eine anschauliche Beschreibung des Reiseverlaufs und der Aufenthalte an den einzelnen Orten. Die Stationen im heutigen Landkreis Miesbach waren: Weyarn, Miesbach, Parsberg, Fischbachau, Birkenstein, Bayrischzell, Elbach, Tegernsee, Gmund, Warngau und Holzkirchen.
Ferdinand Wilhelm Freiherr von Bugniet des Croisettes
Es ist das Tagebuch Ferdinand Wilhelm Freiherr von Bugniet des Croisettes, das uns heute von der Firm- und Kirchweihereise erzählt. Er war der ranghöchste Begleiter des Fürstbischofs und durfte in dessen Kutsche mitreisen. Daneben gab es noch zwei weitere Kutschen, die hinter der des Fürstbischofs herfuhren: In einer saßen die geistlichen Begleiter, in der anderen das weltliche Gefolge.
Tag für Tag notierte Ferdinand Wilhelm von Bugniet als Augenzeuge die Stationen und Ereignisse der Bischofsreise. Auch Beobachtungen über Land und Leute hielt er fest und fügte Erläuterungen zur Geschichte der besuchten Orte ein. Seine Aufzeichnungen machte er mit dem Wissen des Fürstbischofs. Sie sollten als Andenken der Reise bewahren. Heute ist das Tagebuch eine wertvolle Quelle zur Tätigkeit eines Freisinger Fürstbischofs und für das Leben im Oberland.
Der damalige Domzeremoniar Anton Häckler hat 2002 für eine Ausstellung "Kirschgeist und Trompetenschall" Teile des Reisetagebuchs vorgelesen.
Übersicht über den Tagesablauf und die Termine des Fürstbischofs auf seiner Reise:
Reise-Terminkalender des Fürstbischofs
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Vor Antritt seiner Reise feierte der Fürstbischof eine Messe in der Gruft des Freisinger Doms. Nach dem Frühstück (mit einer „Schokolade“) stattete der Hofstaat seine beglückte Reißwünsche mittelst unterthänigstem Handkuß ab.
Der Weg führte über die Freisinger Isarbrücke nach Süden, dann aussen um die Stadt München herum. Eine kurze Rast gab es erst bei den Benediktinerinnen des Klosters Lilienberg am östlichen Isarhochufer (beim Gasteig). Nach einem kurzen Besuch auf Schloss Höhenkirchen ging es auf der Landstraße weiter durch den Hofoldinger Forst. Eine steile Abfahrt führte hinunter zur Mangfall. Sie musste auf einer provisorischen Brücke überquert werden, da die vorige durch Hochwasser fortgerissen war.
... von da aber den steilen Berg hinauf gelangte die fürstbischöfliche Kutsche unter Abfeüerung der Pöller und Läutung aller Glocken zum Chorherrenstift Weyarn.
Das Stift Weyarn wurde gegründet im Jahr 1133 durch Graf Siboto II. von Neuburg-Falkenstein und den Salzburger Erzbischof Konrad II. Hier lebten Augustiner-Chorherren, d.h. Geistliche, die ein gemeinsames Leben
nach der Regel des hl. Augustinus führen. Im 18. Jahrhundert zählte der Konvent ca. 40 Personen. Aufgaben der Chorherren waren Gebet, Feier des Gottesdienstes und Seelsorge. Sie versahen in der Umgebung die Pfarreien Neukirchen, Osterwarngau, Feldkirchen, Ottendichl und Högling sowie die Wallfahrtskirchen Föching und Weihenlinden.
Im 1643 gegründeten Weyarner Seminar erhielten 60-100 Buben eine höhere Schulbildung. Besonders pflegte man Musik und Theaterspiel. Kirche und Stiftsgebäude wurden im 17. und 18. Jahrhundert in barockem Stil neu errichtet und ausgestattet.
Die nahe der Kirche gelegene Maria-Hilf-Kapelle, in der eine spätmittelalterliche Marienstatue verehrt wurde, ließ Propst Rupert Sigl 1785-1786 von Grund auf neu erbauen. Ihre Weihe bildete den Anlass
für die Reise von Fürstbischof Welden ins Oberland. Der 3-tägige Aufenthalt des Fürstbischofs, wurde von den Chorherren und ihren Schülern festlich gestaltet. Jeden Tag, besonders aber bei Empfang und Verabschiedung,
gab es Kantaten, Schauspiel und Gedichte. Alle Gottesdienste verschönerte
die fürtrefflich täglich aufgeführte Musik.
Der Fürstbischof spendete an allen Tagen die Firmung an zahlreiche Kinder und Jugendliche, die teils von weither anreisten.
Das Gebiet um Miesbach und Schliersee war seit dem späten Mittelalter eine eigenständige, nur dem Kaiser unterstehende Herrschaft, zunächst im Besitz des Adelsgeschlechts der Waldecker, seit 1516 dem der Maxlrainer.
1637 erhob Kaiser Ferdinand II. sie zur freien Reichsgrafschaft „Hohenwaldeck“.
Mit dem Aussterben der Maxlrainer 1734 fiel die Grafschaft an den Kurfürsten von Bayern, blieb jedoch als eigener Gerichtsbezirk bestehen. Ein in Miesbach sitzender Richter war für Verwaltung und Gerichtsbarkeit zuständig.
1786 wohnten im Markt Miesbach rund 700 Menschen, im übrigen Gerichtsbezirk etwa 2.700. Der Großteil der Bevölkerung lebte von der Landwirtschaft, wobei Viehhaltung und -zucht die Schwerpunkte bildeten. Der Ackerbau war durch das Klima stark beschränkt,
doch wuchsen hier viele und gute Kirschen.
Bugniet bemerkt, dass auf den nicht sehr großen Bauern-Anwesen keine sehr reichen, aber auch keine sehr armen, sondern durchgehends wohlhabende Leüte leben. Die Bewohner sind wohl gewachsen, schön von Ansehen, munter von Gebärden und von starker haltbarer Gesundheit.
Sie sind menschenfreündlich, freymüthig, arbeitsam, treu, Gottesfürchtig.
Die Miesbacher Kirche Mariä Himmelfahrt war eine Tochterkirche („Filiale“) der Pfarrei Parsberg. Doch hatte der Pfarrer von Parsberg seit 1584 seinen Sitz in Miesbach als dem Hauptort der Grafschaft. Zur gleichen Zeit endete auch (unter bayerischem Druck) der Versuch der Maxlrainer, hier die Reformation einzuführen. Deshalb beging man 1786 eine zweyhundertjährige Jubelfeyer der Conversion zur katholischen Kirche.
1663-1665 wurde die mittelalterliche Miesbacher Kirche in barockem Stil umgestaltet und erweitert. 1693 begann in der Kirche die Wallfahrt zu einer Statue der „Schmerzhaften Muttergottes“. Zahlreiche Gebetserhörungen wurden in „Mirakelbüchern“ und auf Votivtafeln festgehalten.
Beim großen Brand des Marktes am 23. Mai 1783 erlitt die Kirche schwere Schäden. Um den schnellen Wiederaufbau bemühten sich gemeinsam Pfarrer Franz Xaver Edtmiller und Richter Ignaz Joseph von Obernberg. Baumeister der schlichten Saalkirche war Anton Baumgartner aus München. Die neue Ausstattung wurde von Miesbacher Bürgern gestiftet.
Bugniet notiert, es sei danach getrachtet worden, dem Gotteshaus ein einfaches Ansehen mit so viel möglich anticken Geschmack verbunden zu geben.
1786 war der Kirchenbau fertig gestellt, so dass man den Freisinger Fürstbischof um Vornahme der Weihe bitten konnte.
Der aus Amberg stammende Jurist Obernberg wurde 1785, im Alter von 23 Jahren, Richter in Miesbach, somit oberster kurfürstlicher Beamter des Gerichtsbezirks. Damit verbunden war die Heirat mit der Witwe seines Amtsvorgängers Georg Anton von Spitzl, die zugleich Tochter von dessen Vorgänger war. Die damals 34-jährige Maria Anna Petronilla von Spitzl brachte 9 Kinder im Alter von 1-13 Jahren mit und war zudem noch schwanger von ihrem ersten Mann. Aus der zweiten Ehe gingen weitere 5 Kinder hervor.
Während seines Aufenthalts in Miesbach war Fürstbischof Welden Gast bei der Familie Obernberg im „Pflegschloss“ (heute Vermessungsamt). Die von einem geistlichen Hauslehrer erzogenen Kinder trugen mit Musik und Theaterspiel zur Unterhaltung bei.
In seiner bis 1799 dauernden Amtszeit kümmerte sich Richter Obernberg um den Wiederaufbau des Markts Miesbach und die Förderung der Wirtschaft im Gerichtsbezirk. Er verfasste eine Feuerlöschungs-Ordnung für den Markt und eine genaue Beschreibung der Volks-Menge des Gerichts.
Obernberg veröffentlichte eine Reihe von Büchern zur Geschichte und Landeskunde Bayerns (und Miesbachs). Die Bayerische Akademie der Wissenschaften nahm ihn 1788 als Mitglied auf. Nach seiner Miesbacher Amtszeit bekleidete Obernberg mehrere hohe Staatsämter. Er starb 1845 in München.
Seine älteste Stieftochter Maria Anna Aloysia (* 1772) heiratete 1794 Augustin Waitzinger und begründete mit ihm die bekannte Miesbacher Brauer-Familie.
In Weyarn, Fischbachau und Tegernsee war der Fürstbischof Gast der jeweiligen Klöster. Die Kosten seines 3-tägigen Aufenthalts in Miesbach brachten die Pfarrangehörigen durch eine Sammlung auf.
Die Ausgaben in Höhe von 345 Gulden umfassten:
- Präsente für die Begleiter des Fürstbischofs
- Gebühren für die Kirchweihe
- Beschaffung der vorgeschriebenen Kirchenweyh-Utensilien
- Bewirtung des Fürstbischofs, seiner Begleiter und weiterer Gäste (16 Gedecke und der Officirtisch)
- Unterkunft und Verpflegung für Kutscher und Pferde
- Freibier für die Miesbacher Schützen und Bauernburschen, die beim Empfang Spalier standen
- Pulver und Lohn für das Salutschießen
Richter Ignaz Joseph von Obernberg erstellte über alle Einnahmen und Ausgaben eine genaue Abrechnung mit Belegen, die im Staatsarchiv München erhalten ist.
Zum Vergleich:
Ein Maurer, der in der Miesbacher Kirche weisselte, verdiente am Tag etwa 1/3 Gulden.
Dass der Fürstbischof bei seinem Aufenthalt im Leitzachtal Gast der 95 km entfernten Benediktinerabtei Scheyern war, hat zu tun mit der ungewöhnlichen Geschichte dieses Klosters, die Bugniet in seinem Tagebuch ausführlich notierte:
Vor dem Jahr 1077 stiftete Gräfin Haziga, die Gattin des Grundherrn Graf Hermann von Kastl, am Fuß des Wendelsteins (im heutigen Bayrischzell)
ein Kloster samt der Kirche St. Margaretha und stattete es mit Grundbesitz aus. Mönche aus Hirsau im Schwarzwald begründeten dort benediktinisches Ordensleben. Wegen der schwierigen Versorgung im Gebirge verlegte man das Kloster um 1085 nach Fischbachau und erbaute eine neue Klosterkirche St. Martin. Schon 1103 wurde das Kloster erneut verlegt, diesmal auf den Petersberg bei Dachau.
Seinen endgültigen Ort fand es erst im Jahr 1119:
Hazigas Söhne aus zweiter Ehe mit Graf Otto II. von Scheyern schenkten den Mönchen die alte Stammburg ihrer Familie. Bis zur Säkularisation behielt das Kloster Scheyern seine ausgedehnten Besitzungen im Leitzachtal.
Im Propsteigebäude von Fischbachau (neben der ehemaligen Klosterkirche)
lebten stets Scheyerer Mönche, um den Grundbesitz zu verwalten und
die Pfarrei zu versehen. Auch die Besetzung der Pfarrei Elbach stand dem Kloster zu.
Drei Tage wohnten der Fürstbischof und sein Gefolge in der Scheyerer Propstei in Fischbachau. Von hier aus besuchte man Birkenstein und Bayrischzell. Der Fürstbischof spendete täglich die Firmung, auch noch am Abend an Firmlinge, die zu spät kamen wegen schlechten Weegen ... und weiten Entfern[t]heit.
Hier kam der hohe Gast besonders eng in Kontakt mit der ländlichen Bevölkerung:
Nicht nur dass Sängerinnen nach dem Essen Alpen-Liedln vortrugen,
der gnädigste Herr besichtigte auch
den schönen Hof des Mayr-Bauern,
dergleichen man wenig finden wird.
Es wurde ihm hier ebenso mit Kirschengeist aufgewartet wie beim Besuch auf dem Salmer-Hof. Kirschenmuß und Schugsen vom schwarzem Mehl wurden serviert. Der Salmer-Bauer pflanzte sogar einen Obstbaum als Denkmal für die höchste Gnade, den Fürstbischof in seinem Hause und Garten gehabt zu haben.
Zu Ehren der Besucher leuchteten am Abend Freüdenfeür auf den Gebirg.
... auf einem mit Pürkenbäumen bewachsenen Felsen steht oberhalb Fischbachaus die Wallfahrtskapelle Birkenstein.
Sie wurde an Stelle einer Holzkapelle 1710 erbaut zu Ehren eines alten Marienbildes, das seit 1673 hier als Gnadenbild verehrt wurde. Die Kapelle ist eine Nachbildung des „Heiligen Hauses“, in dem die Hl. Familie in Nazareth lebte. Der Legende nach wurde dieses durch Engel nach Loreto in Italien übertragen. Solche Nachbauten waren im Barock häufig.
Um 1760 erhielt die Birkensteiner Loreto-Kapelle eine prachtvolle neue Ausstattung im Stil des Rokoko. Darum hatte sich besonders Frater Sebastian Mayr bemüht, der als Eremit bei der Kapelle lebte, die mit Wasserkraft angetriebene Orgel spielte und für die umliegende Kinder Schule hielt.
Auf Bitte des Abtes von Scheyern weihte Fürstbischof Welden die Wallfahrtskapelle.
Bugniet notierte in seinem Tagebuch:
die Lage, Aussicht, Gegend, Wildniß und alles hat etwas ganz besonders angenehmes.
Bemerkenswert erschien ihm auch der Schnee, den man an diesem Tag in der Fruhe auf den Bergen sah und der liegen blieb gerade bis zu Vollendung der geistlichen Einweyhungs-Functionen.
... in die hintere oder bairische, auch Margarethen Zelle reiste der Fürstbischof, um die Maria-Hilf-Kapelle im Friedhof und Altäre in der Hauptkirche zu weihen.
Am Fuß des Wendelsteins, nahe an Tirol, war er auch fast an der Grenze seines Bistums angekommen. Zugleich gelangte er damit an den Ursprungsort des Benediktinerklosters Scheyern.
Sein Chocolade-Frühstück nahm der Fürstbischof zu unaussprechlicher Freüde des Hofbesitzers auf der Gröd (dem erhöhten Haus-Vorplatz)
beim Steffl-Bauern ein. Danach firmte er 216 Personen auf der Wiesen hinterhalb der Gottesagger Mauer.
In Bayrischzell erhielt der Fürstbischof durch einen Boten die Nachricht, dass dem Herrscherhaus Wittelsbach ein Prinz geboren wurde, wodurch alle gut baierisch denkende Herzen in das zärtlichste Frolocken gesetzt wurden.
Die Benediktinerabtei Tegernsee, gegründet 746, war eines der bedeutendsten Klöster Altbayerns. Ihm gehörte das gesamte Tegernseer Tal, dazu noch viele weitere Bauernhöfe, bis hinaus zum Klostermarkt Holzkirchen. Der Tegernseer Abt Benedikt Schwarz, der den Fürstbischof zum Besuch eingeladen hatte, durfte den Titel eines „Primas der baierischen Äbte“ führen. Er geleitete seinen Gast von Gmund aus per Schiff zum Kloster, um ihm die Schönheit der Landschaft vorzuführen.
Der Bischof erteilte in der Klosterkirche 6 Mönchen Weihen. Er firmte hier 1.308 Kinder und Jugendliche; wegen allzugrossen Drucken und Stossen wurden jeweils nur 200-300 Personen eingelassen.
Dem hohen Gast war auch die Einweihung oder erste solenne Benutzung des neuen Festsaals im Kloster vorbehalten, der fortan Ludwigs-Saal heißen sollte.
Zur Unterhaltung wurde ein Bootsrennen veranstaltet, jeden Morgen weckte eine Blasmusik, und nach einem Besuch auf dem Westerhof über Tegernsee fuhr man mit Schlitten über das Gras zu Tal. Auf 6 Berggipfeln brannten Freüdenfeür.
Vor seiner Abreise besichtigte der Fürstbischof die Merkwürdigkeiten des Klosters:
die berühmte Bibliothek, ... Buchdruckerey, Kuche,
das Priorat, das schöne Recreations Zimmer, ...
die Sagmill, Bräuhaus, Stallungen und
letztens das Abbtey Garten Eckzimmer.
Auch das Seminar der Klosterschüler besuchte er und aß mit den Mönchen im Refektorium.
Die ab 1678 errichtete barocke Klosteranlage war eine der größten Altbayerns. Sie war wie eine Stadt mit Mauer und Wassergraben umgeben und vereinte in sich alle notwendigen Funktionen.
Durch die Säkularisation 1803 verlor sie dann ihre ursprüngliche Zweckbestimmung. Die Klosterkirche widmete man zur Pfarrkirche um. Die übrigen Trakte wurden verkauft und zum Teil abgebrochen. 1817 machte der bayerische König Max I. Joseph die noch erhaltene Hälfte zu seiner Sommerresidenz.
Heute befinden sich im „Schloss Tegernsee“: Herzogliche Verwaltung, Brauerei, Gaststätten und das staatliche Gymnasium Tegernsee.
Auf der Heimreise machte der Fürstbischof Station in der von Tegernseer Mönchen versehenen Pfarrei Gmund, wo er in der Kirche den Segen empfing und dann den Pfarrhof besichtigte.
Ebenso besuchte er die Pfarrkirche Oberwarngau. Ein letztes Mal übernachtet wurde beim Neuwirt im Markt Holzkirchen.
Am Morgen darauf las der Fürstbischof Messe in der Kirche und gab dem anwesenden Volk mit dem Ciborio selbst den Seegen. Danach ging er durch den Markt, um dessen Lage zu sehen, besichtigte verschiedene Häuser und warf sogar auf der neuen Kegelbahn des Häuslbräus mit seinen Begleitern die erste Kugeln.
Schlag 12 geschahe die Abreise Sr. Hochfürst. Gnaden und dero Gefolge. Der Heimweg führte über Sauerlach und Unterhaching, an München vorbei nach Freising.
Für die Fahrt von Holzkirchen nach Freising benötigte die Kutsche des Fürstbischofs 6 Stunden. Mit der Ankunft auf dem Domberg um 18 Uhr
war die zweiwöchige Firm- und Kirchweihereise zu Ende.
Das Schlusswort des Reise-Tagebuchs lautet:
Überhaupt müssen alle und jede,
welche die höchste Gnade hatten, von dieser Reise zu seyn,
aufrichtig bekennen, daß,
so wie der Gnädigste Fürst und Herr Herr,
unermüdet und rastlos
in den bischöflichen Handlungen und Andachtsubungen
sich den ganzen Tag hindurch bezeigten,
also auch jedermann allen seinen Kräften aufgebothen habe,
den Augenwinken Höchstderoselben entgegen zu eilen und
wo möglich durch eine Unterhaltung oder in andere Wege
eine Kräften Erholung
nach so vielen gehabten täglichen Strapazen zu ersinnen.
Sammentliche Klöster,
der H. Vogtrichter zu Miespach und übrigen Orten
haben sich beflissen
mit Tafel und Kirchenmusiken,
auch ländlichen Sängern und Sängerinnen
ihre wahrhaft devoteste Ergebenheit und
dankbares Gemüth an den Tag zu legen,
wogegen aber auch der Gnädigste Herr
die ihm geschehene Bedienungen
allenthalben reichlich belohnte,
ganz besonders aber dankt unterthänigst
ein Augenzeüg gewesen zu seyn
Der Verfasser
Ferdinand Wilhelm Baron Bugniet des Croisettes
Der vollen Text des Reisetagebuchs ist als Buch unter dem Titel "Die Firm- und Kirchweihreise des Freisinger Fürstbischofs Ludwig Joseph von Welden ins bayerische Oberland 1786" erhältlich.
(ISBN 9783795414481)
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Michael Volpert
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