Erzbischof Michael Kardinal von Faulhaber
Der 80. Geburtstag Kardinal Faulhabers war für den Münchner Bürgermeister Dr. Karl Scharnagl (CSU), Bruder des Münchner Weihbischofs Anton Scharnagl, Anlass, am 8. Januar 1949 im Stadtrat die Verleihung der Ehrenbürgerwürde an den Kardinal zu beantragen. Oberbürgermeister Thomas Wimmer (SPD) hob in seinem Vortrag die Haltung Faulhabers in der Zeit des Dritten Reichs hervor. Der Kardinal habe den Nationalsozialismus „als geistige und politische Irrlehre schärfstens bekämpft und abgelehnt“. Faulhaber sei für die Menschenrechte und gegen die NS-Rassenlehre eingetreten. Außerdem betonte Wimmer das caritative Wirken des Münchner Kardinals, insbesondere für die Bevölkerung der Landeshauptstadt.
Dieser Einschätzung der Stadtspitze schlossen sich jedoch Stadträte der SPD, KPD und FDP nicht an. Scharnagl stützte seinen Antrag, der in der Sitzung vom 15. Februar 1949 nochmals auf der Tagesordnung stand, vor allem auf die caritativen Tätigkeiten Faulhabers. Zwei Aspekte hob er dabei insbesondere hervor:
- die Reisen des Kardinals in die USA in den 1920er Jahren, bei denen er für finanzielle Unterstützung Deutschlands und Bayerns geworben hatte,
- sowie das Wirken nach dem Zweiten Weltkrieg.
Darüber hinaus wird Faulhabers praktische Hilfe für ca. 3.000 Juden erwähnt. Ihnen habe er die Ausfertigung von Pässen vermittelt. Dadurch sei 1.500 bis 1.700 Juden die Ausreise und damit die Rettung vor der Verfolgung durch das NS-Regime ermöglicht worden. Vor der Abstimmung im Stadtrat verließen die Stadträte der SPD, KPD und FDP den Sitzungssaal. Oberbürgermeister Wimmer ließ dessen ungeachtet abstimmen. Die 26 verbliebenen Stadträte (von CSU und Bayernpartei) sowie der Oberbürgermeister votierten einstimmig für den Antrag Scharnagls.