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Amtliche Überlieferung (Ordinariat und Pfarrarchive)

Bei den Plänen aus amtlicher Überlieferung handelt es sich überwiegend um handgezeichnete Baupläne kirchlicher Gebäude des 18. und 19. Jh., die aus konservatorischen Gründen den ursprünglichen Akten entnommen und zu einem Auswahlbestand (Selekt) geformt wurden. Bei der Verzeichnung (und dem entsprechend im Online-Findbuch) wird jedoch durch Verweise sichergestellt, dass der Zusammenhang mit dem Herkunftsbestand gewahrt bleibt.
 
Diese Pläne entstanden vor allem im Zuge von Bauplanungen kirchlicher Institutionen zu Um- oder Neubauten und von deren Genehmigung durch die kirchliche Oberbehörde. Sie dokumentieren weit überwiegend barocke Kirchen und Pfarr- oder Klostergebäude, die oft bis heute landschaftsprägend sind und wesentlich für das kulturelle Selbstverständnis Bayerns stehen. Die Baupläne zeigen aber auch nicht realisierte Entwürfe oder heute nicht mehr existierende Bauten. Sie bilden eine wichtige Komplementärüberlieferung zu den Plänen kirchlicher Gebäude in Staatlichen Archiven.
 
Neben Bauplänen finden sich in der Teilsammlung auch Künstler-Entwürfe zu Kirchenausstattungen (v.a. Altäre, Gemälde) und handgezeichnete Karten.

Pfarrhof von Geisenhausen<br/>Ansicht von Süden, 1647
Der Pfarrhof von Geisenhausen
Ansicht von Süden, 1647


1647 wurde vor dem Freisinger Geistlichen Rat eine Auseinandersetzung zwischen dem Kollegiatstift St. Martin und Kastulus in Landshut und dem Pfarrer der diesem unterstehenden Pfarrei Geisenhausen (Landkreis Landshut) ausgetragen. Streitgegenstand waren die Kosten für den baulichen Unterhalt der Pfarrgebäude.
In diesem Zusammenhang erstattete Pfarrer Stephan Thumb (amtierend 1644-1649) einen ausführlichen Bericht über die nach einem Brand erfolgte Wiederherstellung von Pfarrhof und Wirtschaftsgebäuden (AEM Pfarrakten PfarrA464). Die beigelegte Zeichnung sollte beweisen, dass seine Maßnahmen die Bausubstanz wesentlich verbessert hätten.
Im Zentrum der Darstellung steht der Pfarrhof mit seinem markanten getreppten Giebel. Diesem nach Süden hin vorgelagert sind die Wirtschaftsgebäude (Widdumshaus, Schupfen, Stadel), die sich um einen Hof gruppieren. Auch Misthaufen („Dungstatt“) und Odelgrube sind eingezeichnet und vermitteln so den anschaulichen Eindruck eines frühneuzeitlichen Ökonomiepfarrhofs. Die Pfarrkirche St. Martin und der sie umgebende Friedhof sind dagegen an den linken Rand der Zeichnung gerückt.

Archiv des Erzbistums München und Freising, Plansammlung PLS20027

Silberfigur der Maria Immaculata in der Münchner Frauenkirche<br/>Entwurfszeichnung von Johann Adam Miller, 1731
Silberfigur der Maria Immaculata in der Münchner Frauenkirche
Entwurfszeichnung von Johann Adam Miller, 1731

Wohl seit 1730 bemühte sich das Kapitel des Kollegiatstifts Zu Unserer Lieben Frau in München darum, für seine Stiftskirche (die Münchner „Frauenkirche“, den heutigen Dom) eine lebensgroße Silberfigur der Kirchenpatronin, der ohne Erbsünde empfangenen Jungfrau und Gottesmutter Maria, zu beschaffen. Die Kosten dafür wurden durch Spenden der Stiftsherren aufgebracht. Über Finanzierung, Entwurfsprozess und Ausführung informiert ein Akt aus dem Archiv des Stifts (AEM Kollegiatstift München-Zu Unserer Lieben Frau VN 35).
Im Frühjahr 1731 wandte sich das Kapitel mit der Bitte um einen Kostenvoranschlag an den Augsburger Goldschmied Johann Georg Herkommer (+ 1754). Der Anfrage lag ein „Riß“ bei, der die geplante Figur samt Sockel zeigt; die Gesamthöhe sollte 9 Schuh (ca. 2,70 m) betragen. Schöpfer dieser lavierten Federzeichnung dürfte der Münchner Maler und Grafiker Johann Adam Miller (+ 1738) gewesen sein.
Dieser erste Entwurf erschien jedoch dem Goldschmied wie den Auftraggebern als zu „einfeltig“, so dass man sich für einen weiteren an den berühmten Münchner Maler Cosmas Damian Asam (1686-1739) wandte. Nach dessen Zeichnung wurde ein (bis heute in der Jesuitenkirche St. Michael in München erhaltenes) Holzmodell geschnitzt, das Grundlage für die Ausführung war.
Ende Februar 1732 wurde die Statue von Augsburg nach München geliefert. Fortan stand sie an Festtagen auf dem Hochaltar und zählte zu den größten Schätzen der Frauenkirche. Die Silberfigur wurde im Zuge der Säkularisation des Kollegiatstifts vom bayerischen Staat eingezogen und eingeschmolzen.

Archiv des Erzbistums München und Freising, Plansammlung PLS20237

Barocke Neugestaltung der Orgel in München-St. Peter<br/>Entwurfszeichnung von Nikolaus Gottfried Stuber, 1738
Barocke Neugestaltung der Orgel in München-St. Peter
Entwurfszeichnung von Nikolaus Gottfried Stuber, 1738

Münchens älteste Pfarrkirche St. Peter erfuhr in den 1730er Jahren eine umfangreiche barocke Neugestaltung. Dazu zählten Stuck und Deckenfresken sowie ein neuer Marmor-Hochaltar. Auch eine neue Orgel sollte errichtet werden.
In diesem Zusammenhang entstand 1738 die im Pfarrarchiv überlieferte Federzeichnung des Münchner Hof- und Theatermalers Nikolaus Gottfried Stuber (1688-1749), eines Cousins der Künstler-Brüder Cosmas Damian und Egid Quirin Asam. Sie zeigt die Bekrönung eines Orgelgehäuses, bei der seitlich singende und musizierende Engel und in der Mitte, vor dem zentralen Fenster der Westfassade der Kirche, der alttestamentliche König und Psalmendichter David mit der Harfe dargestellt sind. Dabei sollte es sich wohl um Holzplastiken handeln, während die Rahmung des Fensters und die beiderseitigen kleineren Putten entweder in Stuck oder in Fresko ausgeführt werden sollten.
Wohl aus Kostengründen wurde der Entwurf nicht realisiert. Stattdessen baute der junge Orgelbauer Johann Hildebrand (1710-1744) bis 1740 in den vorhandenen Orgelkasten von 1648 ein neues Werk ein. In diesem Zustand existierte die Orgel bis 1806.

Archiv des Erzbistums München und Freising, Plansammlung
PLS 30100

Das Franziskanerinnen-Kloster auf dem Reutberg bei Tölz<br/>Ansicht von Südosten, 1750
Das Franziskanerinnen-Kloster auf dem Reutberg bei Tölz
Ansicht von Südosten, 1750

Auf dem Reutberg nördlich von Sachsenkam (Landkreis Bad Tölz-Wolfratshausen) ließen 1609 der örtliche Hofmarksherr Graf Johann Jakob von Papafava und seine Gemahlin Anna eine Marienkirche erbauen, deren Altarraum eine maßgetreue Nachbildung des Heiligen Hauses von Loreto ist. 1618 wurde sie mit einem Frauenkloster verbunden, das seither ununterbrochen von Franziskanerinnen bewohnt wird.
Die Klosteransicht wurde 1750 der Freisinger Geistlichen Regierung in einem langwierigen Streit, in dem es zwischen dem Kloster Reutberg und der Pfarrei Hartpenning um pfarrliche Kompetenzen ging (AEM Klosterakten A291-6 bis A291-9), vorgelegt. Sie sollte der um Entscheidung angegangenen Oberbehörde einen Eindruck von der Anlage vermitteln. Gezeigt ist von Südosten her der Zustand von Kirche und Kloster nach dem Neubau der 1730er Jahre. Die einzelnen Trakte und Nebengebäude sind in einer Legende erläutert. Auch die Gartenanlagen und die unmittelbare Umgebung mit Weiher und Mühle sind einbezogen.
Besonders bemerkenswert erscheint die am Fuß des Hügels liegende „Bierhitten“, in der an Wallfahrtstagen der Wirt von Sachsenkam ausschenkte, da die klostereigene Brauerei (Nr. 9) damals nur für den Eigenbedarf produzieren durfte.

Archiv des Erzbistums München und Freising, Plansammlung PLS20092

Deckenfresko der Pfarrkirche Rattenkirchen<br/>Entwurfszeichnung von Balthasar Mang d.Ä., 1765
Deckenfresko der Pfarrkirche Rattenkirchen
Entwurfszeichnung von Balthasar Mang d.Ä., 1765

Neben den zahlreichen Zeichnungen aus dem künstlerischen Nachlass des Malers Balthasar Mang d.Ä. (1720-1803) befindet sich in der Plansammlung auch eine aus amtlicher Überlieferung. Sie stammt aus einem Akt, der Neubau und künstlerische Ausstattung der Pfarrkirche Mariä Himmelfahrt in Rattenkirchen (Landkreis Mühldorf a. Inn) betrifft (AEM Pfarrakten PfarrA17832).
Die vergleichsweise große, farbige Zeichnung lag dem Kostenvoranschlag des Malers für die Freskierung der Kirche vom 24. Januar 1765 bei und betrifft das zentrale Deckenbild des Kirchenraums. In der Hauptansichtsrichtung vom Kircheneingang her ist die Aufnahme Mariens in den Himmel und ihre Krönung durch die göttliche Dreifaltigkeit dargestellt. Ringsum angeordnete Vertreter von sieben Heiligengruppen reichen Maria jeweils eine Krone. Beim Blick in Richtung der Empore ist Maria als Fürbitterin zu sehen, die ihren Sohn davon abhält, die sündige Welt zu strafen. Am unteren Bildrand knien – beidseits einer Weltkugel, in der die Pfarrkirche von Rattenkirchen dargestellt ist – die Heiligen Franziskus und Dominikus sowie (links davon) der in Rattenkirchen hoch verehrte Bauernheilige Isidor.
Die Entwurfszeichnung ist in zahlreiche Quadrate eingeteilt, die jeweils für einen Quadratschuh stehen. Dies diente einerseits dazu, die Größe des geplanten Freskos zu veranschaulichen, und war andererseits eine Hilfe, um den Entwurf für die Ausführung auf einen „Karton“ in Originalgröße zu übertragen.

Archiv des Erzbistums München und Freising, Plansammlung PLS20088