Als ein türkisches Heer 1683 bis nach Wien vorstieß, stellte sich der junge bayerische Kurfürst Max Emanuel zum Abwehrkampf an die Seite des Kaisers. Aus der Verteidigung des christlichen Europas wurde ein Angriff auf das türkisch beherrschte Ungarn.
Bis 1688 stand der Kurfürst an der Spitze seiner Truppen auf dem ungarischen Kriegsschauplatz. Die erfolgreiche Belagerung Budas 1684 und besonders die Eroberung Belgrads im September 1688 brachten dem Kurfürsten europaweiten Ruhm ein.
Wie damals üblich, wurden auf den Feldzügen Gefangene gemacht und deportiert. So gelangten insgesamt rund 1.000 türkische Gefangene nach Bayern, insbesondere München. Darunter waren auch Frauen und Kinder. Sie wurden zunächst in Kasernen untergebracht und zu Fabrikarbeit, Kanalbau und Rodungen eingesetzt. Am kurfürstlichen Hof und in vielen Adelshäusern waren junge Türken als Pagen und Bedienstete beschäftigt. 1688 entstand sogar eine Zunft türkischer Sänftenträger.
Adel, Bürgerschaft und Geistlichkeit bemühten sich auch, die muslimischen Gefangenen bzw. Bediensteten zum christlichen Glauben zu führen. Vor allem Jesuiten erteilten Religionsunterricht. Die Münchner Taufbücher verzeichnen die Taufen von jüngeren und älteren Türken und Türkinnen in erheblicher Zahl. Oft übernahmen dabei hochgestellte Personen das Patenamt. Es wurden jedoch keineswegs sämtliche Gefangene getauft.
Die Taufe war sozusagen die „Eintrittskarte“ in die bayerischen Geslleschaft zu einer Zeit, in der im Herzogtum Bayern neben der Katholischen Kirche auch keine andere christliche Konfession zugelassen war.
Nach dem Frieden von Karlowitz 1699 durften die türkischen Gefangenen in ihre Heimat zurückkehren. Einige, die hier geheiratet hatten, blieben allerdings in München. Ihr Nachkommen sind fallweise über mehrere Generationen nachweisbar.