Was wird aus einem Findelkind?

Trauungsbuch der Pfarrei München-Zu Unserer Lieben Frau 1829-1840
Trauungsbuch der Pfarrei München-Zu Unserer Lieben Frau 1829-1840
Nach ihrer Taufe tauchen Findelkinder in den Pfarrmatrikeln und anderen pfarrlichen Dokumenten meist lange nicht wieder auf. Denn die Zuständigkeit für ihr weiteres Schicksal lag zunächst beim Spital (oder einer ähnlichen Einrichtung), das städtischer Aufsicht unterstand. Entsprechend findet sich die diesbezügliche Überlieferung heute im Stadtarchiv München.

Bei Trauungseinträgen kann anstelle der sonst üblichen Angaben zu den Eltern eine Herkunft als Findelkind vermerkt sein. Solche Fälle sind in der Regel allerdings nicht eigens gekennzeichnet und deshalb nur mit Glück bzw. Ausdauer aufzufinden. Hinzu kommt, dass meist nicht bekannt ist, wohin der Lebensweg eines Findelkindes führte und in den Trauungsbüchern welcher Pfarrei dem entsprechend ein Eintrag zu suchen ist.

(Anna) Theresia „Fletzin“ wurde am 7. Mai 1820 im Alter von etwa acht Wochen im Haus des Gilgenrainer-Bräus Jakob Kaspar Pichler an der Sendlinger Straße (heute Nr. 80) ausgesetzt aufgefunden und am 11. Mai in der Pfarrei St. Peter bedingungsweise getauft (vgl. Eintrag im Taufbuch von St. Peter; Digitalisat). Am 23. August 1840 heiratete sie in der Pfarrei Zu Unserer Lieben Frau den angehenden „Bürger und Vorstadtkrämer“ Karl Braun. Zu ihrer Herkunft ist dabei vermerkt, dass sie als Findelkind von Pichler adoptiert wurde. Der Besitzer des Hauses, in dem sie aufgefunden worden war, hat sich also – was kein Einzelfall war – ihrer angenommen.

Archiv des Erzbistums München und Freising, Matrikeln M9316, fol. 419v-420r [Bild 425]

 

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