Farblithographie aus: Atlas zur Reise in Brasilien von Dr. v. Spix und Dr. v. Martius. Dritter und letzter Theil, 1831
In der Mappe mit Lithographien, die die 3-bändige Beschreibung der Brasilienexpedition illustrieren, finden sich farbige Brustbilder der beiden „Indianer“-Kinder. Die eindrucksvollen Bildnisse folgen Zeichnungen, die zu deren Lebzeiten entstanden waren. Solch großformatige Porträts waren sonst hoch gestellten Persönlichkeiten vorbehalten.
In dem von Martius 1831 publizierten Expeditionsbericht heißt es beschönigend über einen Aufenthalt in Manacapuru (nahe Manaus im heutigen brasilianischen Bundesstaat Amazonas): „Hier stiess ein junger Jurí, von der Familie Comá-Tapuüja, zu der Mannschaft, welcher uns nach München begleitet […] hat.“ In Wirklichkeit hat ihn Martius von einem einheimischen Sklavenhändler gekauft, angeblich für zwei Äxte.
Auffallend an der Erscheinung des „Iuri“ ist die trapezförmige Tätowierung der Oberlippen- und Wangenpartie. Der Münchner Journalist und Schriftsteller Karl Spengler (1901-1976) schrieb 1962 mit Berufung auf eigene Erinnerung, der Kopf sei nach „Iuris“ Tod in Spiritus konserviert und bis zum Zweiten Weltkrieg in einem Glasgefäß in der Anatomischen Schausammlung der Universität München ausgestellt worden. Doch gibt es Zweifel an der Zuverlässigkeit dieser Angabe; möglicherweise liegt eine Verwechslung mit einer Wachsplastik vor, die anhand einer Totenmaske angefertigt worden sein könnte.
Dombibliothek Freising 119 1281