Menschen hinterlassen Spuren, auch schriftliche. Pfarrmatrikeln sind eine besonders wichtige Quelle für die Erforschung von Lebensläufen, von „normalen“ ebenso wie von ungewöhnlichen.
1563 ordnete das Konzil von Trient für die ganze Katholische Kirche die Führung von Pfarrmatrikeln an. Die Umsetzung dieser Vorschrift erfolgte vielerorts jedoch erst im Verlauf des 17. Jahrhunderts. Tauf-, Trauungs- und Sterbebücher der Pfarreien waren bis zur Einführung der staatlichen Standesämter 1876 in Bayern die einzigen Personenstandsregister.
Da das Herzog- bzw. Kurfürstentum Bayern bis um 1800 ausschließlich katholisch war, erfassten die Pfarrmatrikeln hier die gesamte Bevölkerung mit den Grunddaten von Geburt, Hochzeit und Tod. Auch danach hinterließ jeder katholische Lebenslauf zumindest einige Spuren in den pfarrlichen Büchern.
Die historischen Matrikeln aller Pfarreien des Erzbistums München und Freising werden heute im Archiv des Erzbistums verwahrt und können über dessen Digitales Archiv online von allen Interessierten eingesehen werden.
Pfarrmatrikeln werden am häufigsten dazu genutzt, Stammbäume zu erstellen und Erbschaften zu klären. Doch spiegeln sich in ihnen auch soziale Verhältnisse und historische Ereignisse verschiedenster Art.
So wurden für diese Präsentation ungewöhnliche Münchner Lebensläufe ausgewählt, die den vielfältigen Quellenwert der Matrikeln zeigen. Die Matrikelbände werden durch weitere Text- und Bildquellen aus Archiv und Bibliothek des Erzbistums sowie anderen Institutionen ergänzt.
An die lokalen Quellen knüpfen sich weltweite Perspektiven und grundsätzliche Fragen wie die nach Freiheit, religiöser Selbstbestimmung, Respekt vor kulturellen Identitäten, Rassismus und Diskriminierung. So soll die Ausstellung auch zur selbstkritischen Besinnung auf die frühere Haltung und Vorgehensweise der Kirche insgesamt und von einzelnen Christen anregen.