Hochfürstlich-Salzburgischer Kirchen- und Staatskalender auf das Jahr […] 1797, mit Porträt des Erzbischofs (Kupferstich der Gebrüder Klauber, Augsburg, überarbeitet von „Karl zu P.“) und Auflistung der Suffraganbistümer
Seit dem Jahr 798 bildeten die altbayerischen Bistümer Freising, Regensburg, Passau, Brixen und Salzburg eine Kirchenprovinz, an deren Spitze als
„Metropolit“ der Erzbischof von Salzburg stand. Dieser besaß darüber hinaus in seiner sehr ausgedehnten Erzdiözese noch das Ernennungsrecht für die Oberhirten von vier so genannten
Eigenbistümern (Chiemsee, Gurk, Lavant, Seckau). Das weltliche Herrschaftsgebiet (Erzstift) umfasste ungefähr das heutige österreichische Bundesland Salzburg und mit dem „Rupertiwinkel“ auch einen stattlichen Landstreifen westlich der Salzach, also auf heute bayerischem Staatsgebiet; die Stadt Mühldorf am Inn war eine Exklave des Erzstifts. Der
Salzburger Diözesansprengel reichte im Westen bis zum Inn.
Seit 1772 war der frühere Bischof von Gurk, Hieronymus Reichsgraf von Colloredo (1732-1812), Fürsterzbischof von Salzburg. Politisch auf Neutralität gegenüber den mächtigen Nachbarn Österreich und Bayern bedacht, wollte er sein Erzstift zum aufgeklärten Musterstaat umgestalten. Er sanierte die Finanzen und förderte das Schulwesen sowie die Ausbildung des Priester- und Beamtennachwuchses. Im kirchlichen Bereich suchte er barocke Frömmigkeitsformen zugunsten einer schlichten Gottesdienstfeier zurückzudrängen. Sein Ideal eines geläuterten, auf die Nächstenliebe gerichteten Christentums formulierte er 1782 in einem Reform-Hirtenbrief, mit dem er großes Aufsehen erregte, aber auch Widerstand hervorrief.
Unmittelbar vor dem französischen Einmarsch verließ er im Dezember 1800 seine Bischofsstadt und ging nach Wien, wo er bis zu seinem Tod residierte. Als Landesherr musste er 1803 resignieren. Als Metropolit war er aber weiterhin Ansprechpartner des Freisinger „bischöflichen Vikariats“ für eine provisorische Regelung der Bistumsverwaltung nach dem Tod von Fürstbischof Schroffenberg.
Bibliothek des Metropolitankapitels München, Schematismen o.Sign.