Im Zusammenhang mit dem Geschichtsunterricht besuchen wir, die Schülerinnen und Schüler der Klasse 9a des Humboldt-Gymnasiums Vaterstetten, am 31. Januar 2008 das Staatsarchiv München, durch das uns Herr Dr. Kruse, stellvertretender Leiter des Staatsarchivs München, führt.
Dr. Kruse, stellvertretender Leiter des Staatsarchivs München, erläutert Schülerinnen und Schüler der 9 a den Umgang mit Findbüchern.
Bevor er uns den Lesesaal im oberen Stockwerk zeigt, klärt er uns über Arbeitsweise und Aufgabenbereiche eines Archivs auf.
Er gibt unterschiedliche Arten von Archiven an, wie zum Beispiel Gemeinde- und Adelsarchive, die jedoch alle denselben Zweck erfüllen: Die Verwahrung aller als wichtig erachteter Akten und deren Zur-Verfügung-Stellung.
Diese Akten können im Lesesaal von der interessierten Allgemeinheit eingesehen werden, entweder kostenlos, oder gegen ein Entgelt von etwa 60 €, falls es sich um eine rechtliche Angelegenheit handelt.
Als wir diesen Raum durchqueren, fallen uns besonders die riesigen Akten- und Bücherberge auf, die von einigen eifrig forschenden Interessenten durchstöbert werden. In einem Nebenraum führt uns Herr Kruse so genannte Findbücher, auch Repertorien genannt, vor und demonstriert uns an einigen Beispielen deren Wirkungsweise: Findbücher sind Hilfsmittel zur Auffindung gewünschter Akten.
Diese sind meist weder alphabetisch geordnet, noch besitzen sie ein Register, sondern sind in Themenbereiche wie Religion/ Kultus oder Unterricht/ Bildung gegliedert. Neben den Aktennamen stehen Nummern, die auf einen Bestellschein geschrieben werden.
Danach suchen Mitarbeiter die gewünschten Akten heraus und händigen diese den „Forschern“ aus. Daraufhin begeben wir uns in einen 300 m langen, luftschutzähnlichen Kellergang, der zu den Magazinen führt. Von unseren Mitschülern wird dieser auch liebevoll als „ Gefängnis“ oder „Kammer des Schreckens“ bezeichnet.
„Die Magazine, die wir besuchen, beinhalten lediglich einen kleinen Teil der ungefähr 38 km langen Aktenschlangen“, erklärt Herr Kruse, „weitere Magazine sind über ganz München und Umgebung verstreut.“
Bevor wir nun Akten aus der frühen Nachkriegszeit einsehen, bringt uns Herr Kruse mit Hilfe mittelalterlicher Schriftstücke aus Pergament das Rechnungswesen und die Dokumentverwahrung im Mittelalter nahe. Urkunden aus dieser Tierhaut dürfen auch angefasst werden. Das hört sich jetzt eklig an, aber man könnte meinen, es handle sich um festes Papier!
Aus der Nachkriegszeit sind Spruchkammerakten, Akten aus der amerikanischen Militärregierung sowie Stimmungsberichte der örtlichen Polizei erhalten. Uns werden Kopien mit Bestellnummern ausgehändigt, falls man mehr erfahren möchte.
Es war aufregend einen Einblick in die Arbeit eines Archivars zu bekommen und die sonst verborgenen, riesigen Magazine mit ihren unvorstellbaren Bücher- und Aktenbergen, die sich in jedem Gang auftürmen, besichtigen zu dürfen. Herr Kruse war ein ausgezeichneter Führer, der uns mit viel Anschauungsmaterial und gelegentlichen Späßen für seine Arbeit begeistert hat.
Eva Hemauer und Julia Sauer, Humboldt-Gymnasium Vaterstetten, Klasse 9A