Pergamenthandschrift, angelegt 1315
In dieser großformatigen, 65 Pergamentblätter umfassenden Handschrift kann man Bischof Konrad III. sozusagen am Werk beobachten. Meist wird sie als ‚Notizbuch‘ bezeichnet, eigentlich ist sie aber ein von vornherein planmäßig angelegtes Verwaltungshilfsmittel. Der Band enthält – gegliedert nach den einzelnen Freisinger Herrschaften – Urkundenabschriften, Abrechnungen, Inventare (u.a. des bischöflichen Schatzes im Turm der Freisinger Residenz), Aufzeichnungen von Liegenschaftskäufen, Pfandschaften, Schulden und Forderungen und noch vieles andere. Dass der Inhalt laufend fortgeschrieben wurde, lassen zahlreiche Zusätze und Streichungen erkennen.
Der Bischof wollte mit Hilfe dieses Buchs die Übersicht behalten über die Güterverwaltung seines Hochstifts, aber auch über die ihm zustehenden Rechte und Einkünfte in seinem bischöflichen Sprengel, der von Garmisch bis Landshut und von Fürstenfeldbruck bis zum Inn reichte. So findet sich am Anfang (Blatt 12r–17v) die erste Freisinger Bistumsmatrikel eingetragen. Sie beginnt mit der Vorbemerkung: „Im Jahr des Herrn 1315, am Tag nach dem Fest des Apostels Thomas [21. Dezember] erfolgte die Aufzeichnung der Stiftskirchen und der Pfarrkirchen mit Aufzählung ihrer Tochterkirchen, die eigene Friedhöfe haben, und ihrer Kapellen in der Diözese Freising und der [Kirchen] außerhalb der Diözese, bei denen das Besetzungsrecht dem Bischof von Freising zusteht, und zuerst derer in der Diözese Freising.“
Der Auflistung der in der Diözese gelegenen Kollegiatstifte und Klöster folgt die Beschreibung des Bistums nach seiner organisatorischen Gliederung, die hier erstmals greifbar wird: An der Spitze von vier Archidiakonaten, die etwa heutigen Seelsorgsregionen entsprechen, steht je ein Freisinger Domherr. Die nächste Gliederungsebene bilden 18 Dekanate – eine Zahl, die (bei wechselnder Benennung der Dekanate) bis zum Ende des alten Bistums Freising gleichblieb. Dabei bildete Dekanat Rottenbuch, geleitet vom Propst des gleichnamigen Augustiner-Chorherrenstifts, ein Archidiakonat für sich. Insgesamt werden im Bistum 233 Pfarreien mit 564 Filialkirchen (mit und ohne Friedhof) und 22 Kapellen aufgezählt. Nicht wenige davon sind hier zum ersten Mal genannt.
Archiv des Erzbistums München und Freising, Hochstift Freising, AA004, H250-b, fol. 12r (Beginn der Bistumsmatrikel) [Bild 37] und 19r (Schatzverzeichnis) [Bild 51]