Die berühmteste Handschrift

Hier steht eine kurze Bildunterschrift zu oben abgebildetem Foto
Otto von Freising, Chronica sive Historia de duabus civitatibus; Pergamenthandschrift, 2. Hälfte 12. Jh.

In den Jahren 1143–1146 verfasste Bischof Otto eine Weltchronik: Die „Chronik oder Geschichte der beiden Staaten“ reicht von der Erschaffung der Welt bis in seine Gegenwart und schließt mit einem Ausblick auf das Ende der Welt. Nach dem Vorbild des hl. Augustinus wird die Weltgeschichte theologisch gedeutet als Auseinandersetzung zwischen dem „Gottesstaat“ und dem „Welt“- oder „Teufelsstaat“. In der Aufeinanderfolge der Weltreiche zeigen sich „Wandel und Unbeständigkeit der irdischen Dinge“. Mittelpunkt der Darstellung ist die Geschichte des Reiches und des Kaiserhauses. Doch fügte Otto auch eine Würdigung des hl. Korbinian und eine Beschreibung Freisings ein. Bischof Ottos „Chronik“ gilt bis heute als Meisterwerk mittelalterlicher Geschichtsschreibung. Als zweites Geschichtswerk begann er 1157 eine Darstellung der Taten seines Neffen Friedrich Barbarossa, die wegen seines Todes unvollendet blieb.

Die 1146 fertiggestellte erste Fassung seiner „Chronik“ widmete Otto Abt Isingrim von Ottobeuren, eine leicht überarbeitete zweite 1157 Kaiser Friedrich Barbarossa. Eine im Text dem kaiserlichen Widmungsexemplar sehr nahestehende, in der 2. Hälfte des 12. Jahrhunderts im südwestdeutschen Raum entstandene Abschrift befindet sich heute in Jena. Sie ist mit 14, zum Teil ganzseitigen Federzeichnungen illustriert. Beginnend mit der Erschaffung des Menschen zeigen sie Ereignisse aus der Bibel und der Weltgeschichte. Auf der gezeigten Bildseite ist oben der Kampf zwischen Kaiser Heinrich IV. und seinem Sohn Heinrich V. im Jahr 1105, unten die Auseinandersetzung Papst Innozenz‘ II. mit dem römischen Senat dargestellt.

Um 1245/50 wurde die Handschrift im Zisterzienserkloster Neuburg bei Hagenau im Elsass umgearbeitet und um die „Annales Marbacenses“ ergänzt.

Thüringer Universitäts- und Landesbibliothek Jena, Ms. Bos. q. 6, fol. 75v (Korbinian) und 91 v (Kampf zwischen Heinrich IV. und Heinrich V.)

 

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