Argula von Grumbach (um 1491–1554) nimmt als Frau in der bayerischen Reformationsgeschichte eine singuläre Stellung ein. Sie entstammte dem hochadeligen Geschlecht derer von Stauff, erhielt auf Betreiben ihres Vaters eine ungewöhnlich gute Ausbildung und auch eine frühe deutsche Übersetzung der Bibel. Sie war für einige Zeit (1508/10) Hoffräulein der bayerischen Herzogin Kunigunde in München, wo sie eine Strömung spätmittelalterlicher Frömmigkeit kennenlernte, die Gnade und Liebe Gottes betonte und so auf die Lehre Martin Luthers vorbereitete. 1510 wurde Argula mit dem fränkischen Niederadeligen Friedrich von Grumbach verheiratet, der ab 1515 als herzoglich bayerischer Pfleger in Dietfurt amtierte.
1523 wurde in Ingolstadt der aus München stammende Magister Arsacius Seehofer, der in Wittenberg vor allem bei Philipp Melanchthon studiert hatte und nun dessen Lehre an der bayerischen Landesuniversität verbreitete, festgenommen. Auf herzogliche Weisung zwang ihn die Universitätsleitung unter Androhung eines förmlichen Ketzerprozesses zum Widerruf. Angesichts dessen sah sich Argula zur öffentlichen Stellungnahme aufgerufen. Sie richtete Flugschriften an die Universität Ingolstadt, die Stadträte von Ingolstadt und Regensburg, an Herzog Wilhelm IV. und weitere Adelige. Dass sie auf diese Weise zu Seehofers Gunsten und im Sinne der reformatorischen Lehren auftrat, wurde von den Zeitgenossen als Sensation wahrgenommen.
Weder die Universität noch die bayerischen Herzöge reagierten direkt darauf. Doch entzogen die Herzöge ihrem Mann Friedrich von Grumbach das Pfleger-Amt und drohten im Wiederholungsfall mit schärferem Vorgehen. Argula zog sich daraufhin auf die Besitzungen der Familie zurück und blieb öffentlich bis an ihr Lebensende stumm, ging aber persönlich ihren religiösen Weg konsequent weiter hin zur Reformation.