Erstdruck

Hier steht eine kurze Bildunterschrift zu oben abgebildetem Foto
[Johannes Khuen,] Drey schöne newe Geistliche Lieder / Zu vor noch nie in Druck außgangen / Das Erste Von Unser lieben Frawen / das Münchnerisch unser lieben Frawen Gesang genandt. Das Ander Von dem Leyden Christi / die geistliche Farb genandt. Das Dritt Von dem Willen Gottes / vber den Lob- und Trostspruch; Sols seyn so seys / wie mein Gott will. Gedruckt zu München / bey Cornelio Leysserio / auff das Jahr 1637

1637 brachte der Münchner Priester Johannes Khuen (1606–1675) ein kleines gedrucktes Heft mit drei bislang unveröffentlichten geistlichen Liedern heraus. Khuen stammte aus Moosach, besuchte das Münchner Jesuitengymnasium und war lange als Benefiziat an der Pfarrkirche St. Peter tätig. Zugleich wirkte er als fruchtbarer Liederdichter und als Komponist.

Das Lied „Von unser liben Frawen, das Münchnerisch unser lieben Frawen Gesang genandt“ ist das erste in der Sammlung. Dessen charakteristische Melodie gestaltete Khuen nach einer deutlich älteren Vorlage, die vom 16. Jahrhundert an bis zu Johann Sebastian Bach immer wieder verwendet wurde. Der wohl ebenfalls von Khuen stammende Text folgt dem 1628 im Würzburger Diözesangesangbuch publizierten Lied „Von unser lieben Frawen Beschützerin deß ganzen Franckenlands“. Doch ist die Münchner Fassung ist nicht nur eine Adaption der fränkischen Strophen auf die Verhältnisse Altbayerns, sondern auch stark erweitert durch neu gedichtete Strophen.

In ihnen wird ein ganzes Panorama altbayerischer und speziell Münchner Marienverehrung entfaltet – von den Zeugnissen fürstlicher Frömmigkeit über Rosenkranzgebet und marianische Bruderschaften bis hin zu den Marien-Gnadenbildern der Stadt. All dies wird vor der Adressatin ausgebreitet und dient als Begründung für die im Refrain jeweils wiederholte Bitte um ihren Schutz. Dabei handelt es sich aber nicht einfach um immer schon so bestehende und gleichsam naturwüchsige ‚Volksfrömmigkeit‘, sondern um ein komplexes Ineinander von alten Praktiken und damals im Zeichen der katholischen Erneuerung neu eingeführten bzw. wieder propagierten Formen des Marienkultes.

Bayerische Staatsbibliothek, Res/P.o.germ. 314#Beibd.8 [Bild 1-10]

 

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