Andacht an der Mariensäule

Kupferstich von Johann Bartholomäus Kilian, Augsburg, um 1660
Kupferstich von Johann Bartholomäus Kilian, Augsburg, um 1660

In einer für die katholische Seite ungünstigen Phase des Dreißigjährigen Krieges besetzten 1632 schwedische Truppen Bayern; der Kurfürst musste fliehen. Doch bei allen legendär gewordenen Gräueltaten seiner Soldaten ließ der schwedische König Gustav Adolf München nicht brandschatzen und zog schließlich unter Mitnahme von Geld, Wertsachen und Geiseln wieder ab. Im Mai 1635 konnte Kurfürst Maximilian nach München zurückkehren.

1637/38 ließ er auf dem Marktplatz die Mariensäule errichten als öffentliches Zeichen des Dankes an Gott und an Maria als besondere Patronin und Beschützerin dafür, dass seine beiden Hauptstädte München und Landshut vor der Plünderung bewahrt worden waren. Die feierliche Benedizierung nahm der Freisinger Fürstbischof Veit Adam von Gepeckh vor. Damit war die Marienverehrung maximilianischer Prägung endgültig und unübersehbar in der Mitte der Stadt und des Kurfürstentums präsent. 1640 wurde die Mariensäule in die Neuauflage des Liedes von der „Himmelkönigin“ aufgenommen.

Fortan war die Mariensäule der Ort vielfältiger und regelmäßiger Andachten. Unter anderem erinnerte man hier alljährlich am Sonntag nach Allerheiligen mit einer großen Prozession an den Sieg am Weißen Berg 1620. Ob dabei allerdings das Lied „Maria Himmelkönigin“ gesungen wurde, ist nicht bekannt. Sicher hätten es gerade die Bittrufe und der Refrain für den Wechselgesang zwischen Vorsängern und Volk besonders geeignet gemacht.

Der Kupferstich zeigt eine Andacht an der Mariensäule, zu der zahlreiches Volk zusammengeströmt ist. Der vorbetende Geistliche wird von sechs Fackelträgern flankiert. Für die Musikanten und Sänger, die den Gottesdienst gestalten, ist ein Zelt aufgebaut. Die groß gedruckte Anrufung Marias lautet: „Unter Deinen Schutz und Schirm, fliehen wir, heilige Gottesgebärerin.“ Die Grafik ist der Witwe des Kurfürsten Maximilian gewidmet, der Erzherzogin und Kaisertochter Maria Anna von Österreich.

Archiv des Erzbistums München und Freising, Graphiksammlung Topographie, GA002/1, GST20350