Zuvor Bischof seiner Heimatdiözese Würzburg (1948–1957) und im durch die deutsche Teilung politisch schwierigen Bistum Berlin (1957–1961), wurde Julius Kardinal Döpfner in seiner Amtszeit als Erzbischof von München und Freising (1961–1976) endgültig zu einer der zentralen Gestalten der deutschen Kirche.
In zunehmendem Maß trug er Verantwortung für die Kirche in Deutschland und in der Welt als Vorsitzender der Berliner Ordinarienkonferenz (1957–1961), Kardinal (1958) und Mitglied mehrerer Kongregationen, Vorsitzender der Freisinger Bischofskonferenz (1961–1976), Moderator des Zweiten Vatikanischen Konzils (1963–1965), Vorsitzender der Deutschen Bischofskonferenz (1965–1976) und Präsident der Würzburger Synode (1971–1975). Entsprechendes Gewicht hatten seine öffentlichen Äußerungen zu kirchlichen und gesellschaftlich-politischen Themen.
Unter den rund 1.900 Predigten, Ansprachen u.ä., zu denen im archivischen Nachlass von Kardinal Döpfner Materialien überliefert sind, nehmen die 15 Silvesterpredigten seiner Münchner Zeit einen besonderen Rang ein. Denn es war seit Langem üblich, dass der Erzbischof am letzten Tag des Jahres in Rückblick und Ausblick zu wichtigen Fragen in Kirche und Welt Stellung nahm. Zugleich lassen diese Predigten kirchliche Entwicklungen, pastorale Schwerpunktsetzungen für das Erzbistum und das theologische Profil des Predigers erkennen.
Die Nachlass-Unterlagen zu den Silvesterpredigten bilden verschiedene Arbeitsstadien ab: Vorarbeiten und Entwürfe von eigener und fremder Hand, Typoskripte mit handschriftlichen Korrekturen und Reinschriften für den Vortrag. Anhand ihrer ist nachvollziehbar, welche Gedanken und Formulierungen Kardinal Döpfner besonders wichtig waren.