Der Erzbischof von München und Freising, Reinhard Marx, ist am Fest der Darstellung des Herrn, Mariä Lichtmess, Samstag, 2. Februar 2008, im Münchner Liebfrauendom feierlich in sein Amt eingeführt worden. Sein unmittelbarer Amtsvorgänger, Kardinal Friedrich Wetter, und der Apostolische Nuntius in Deutschland, Erzbischof Jean-Claude Périsset, hatten ihn zur Kathedra, dem Bischofssitz in der Frauenkirche, geleitet. Der Nuntius übergab die in lateinischer Sprache abgefasste handgeschriebene Bulle, mit der Papst Benedikt XVI. den bisherigen Bischof von Trier zum 73. Nachfolger auf dem Bischofsstuhl des heiligen Korbinian ernannt hatte. Zuvor hatte der unmittelbare Amtsvorgänger von Marx, Kardinal Friedrich Wetter, den Bischofsstab an Marx übergeben, der ihm bereits vor 25 Jahren von Kardinal Joseph Ratzinger, dem emeritierten Papst, bei seinem Amtsantritt übergeben worden war.
„Weil Du, verehrter Bruder, die erforderlichen Fähigkeiten besitzt und als Bischof von Trier schon Erfahrung in der Leitung einer Diözese hast, wurdest Du für geeignet befunden, dieses Amt zu übernehmen und es fruchtbringend auszuüben“, heißt es wörtlich in dem päpstlichen Dokument. In seiner ersten
Predigt erklärte Marx, auch in der modernen Gesellschaft sei Religion präsent und fänden religiöse Fragen und Auseinandersetzungen verstärkt großes Interesse. Zwar werde das Suchen und Fragen der Menschen bunter und vielfältiger, der christliche Glaube stehe nicht allein im Mittelpunkt des Interesses. Als Bischof aber freue er sich und sei dankbar dafür, dass die Diskussion um Glaube und Religion auch in den Medien große Aufmerksamkeit finde. Die Kirche verstehe sich dabei nicht als „Mittel zum Zweck“, sondern als „Zeichen, Werkzeug und Instrument, damit den Menschen geholfen werde, Gott zu finden“.
Papst Benedikt XVI. hatte zehn Monate nach der Annahme des Amtsverzichtes von Kardinal Wetter einen neuen Erzbischof für das Erzbistum München und Freising, sein Heimatbistum, ernannt: Reinhard Marx (54), Bischof von Trier, der schon in römischer Zeit gegründeten und damit ältesten deutschen Diözese. Seine Ernennung wurde am Freitag, 30. November 2007, dem Fest des heiligen Apostels Andreas, gleichzeitig in Rom, München und Trier offiziell bekannt gegeben.
Marx ist der 73. Nachfolger auf dem Bischofsstuhl des heiligen Korbinian, der im 8. Jahrhundert in Altbayern den christlichen Glauben verkündete, und der 13. Erzbischof von München und Freising. Der Westfale stammt aus dem Erzbistum Paderborn. Am 21. September 1953 wurde er in Geseke, Kreis Lippstadt in Nordrhein-Westfalen, geboren. Dort machte er 1972 sein Abitur. Anschließend studierte er Theologie und Philosophie in Paderborn und Paris. 1979 weihte ihn der Erzbischof von Paderborn, Johannes Joachim Degenhardt, zum Priester. Nach zweijähriger Tätigkeit als Neupriester in der Seelsorge in Bad Arolsen wurde er Geistlicher Rektor der St.-Klemens-Kommende in Dortmund, ursprünglich eine Niederlassung des Deutschen Ordens, jetzt das Sozialinstitut der Erzdiözese Paderborn. 1989 wurde er Direktor des Instituts. Den Sohn eines engagierten Gewerkschafters beauftragte Erzbischof Degenhardt außerdem mit der Seelsorge in der Berufs- und Arbeitswelt.
Von 1981 bis 1989 studierte Marx in Münster und Bochum. Er promovierte zum Doktor der Theologie. Die Dissertation trägt den Titel „Ist Kirche anders? Möglichkeiten und Grenzen einer soziologischen Betrachtungsweise.“ 1996 wurde er Professor für Christliche Gesellschaftslehre an der Theologischen Fakultät Paderborn, die auf die 1614 gegründete, älteste Universität Westfalens zurückgeht und heute eine eigenständige, staatlich anerkannte Hochschule päpstlichen Rechts in Trägerschaft des Erzbistums Paderborn mit Promotions- und Habilitationrecht ist, die vor allem der Priesterausbildung dient. Im gleichen Jahr, am 23. Juli, ernannte ihn Papst Johannes Paul II. zum Titularbischof von Pedena, einem erloschenen Bistum in Istrien, und zum Weihbischof des Erzbischofs von Paderborn. An seinem 43. Geburtstag, dem 21. September 1996, weihte ihn Erzbischof Degenhardt im Hohen Dom zu Paderborn zum Bischof und ernannte den Sozialethiker zum Bischofsvikar für Gesellschaft, Kultur und Wissenschaft. Seit 1999 ist Marx Vorsitzender der von der Deutschen Bischofskonferenz und vom Zentralkomitee der deutschen Katholiken gemeinsam getragenen Kommission „Justitia et Pax“ (Gerechtigkeit und Frieden). 2001 wurde er in das Paderborner Metropolitankapitel aufgenommen.
Am 20. Dezember 2001 ernannte Papst Johannes Paul II. Reinhard Marx zum Bischof von Trier. Am 1. April 2002 wurde er in sein Amt im Trierer Dom eingeführt. Für sein bischöfliches Wirken wählte er ein Wort aus dem 2. Brief des Apostels Paulus an die Gemeinde von Korinth zum Wahlspruch: „Ubi spiritus Domini ibi libertas – Wo der Geist des Herrn wirkt, da ist Freiheit“ (2 Kor 3,17). In der Deutschen Bischofskonferenz führt er den Vorsitz der Kommission für gesellschaftliche und soziale Fragen und ist Stellvertretender Vorsitzender der Kommission Weltkirche. In der Reihe der Trierer Bischöfe, die mit Eucharius als erstem Bischof schon um das Jahr 250 beginnt, ist er der 102. Am 26. Januar 2008 hatte sich Marx bei einem feierlichen Gottesdienst im Trierer Dom vom Bistum Trier verabschiedet. (wr)