Bis zum 5. Jahrhundert nach Christus gehörte unser Heimatgebiet von den Alpen bis zum Limes an der Donau zum römischen Weltreich. Von Salzburg nach Augsburg führte über Seebruck durch unsere Gemeinde Endorf eine Heerstraße zur Innbrücke nördlich vom heutigen Rosenheim. Im Jahre 488 verließen die Römer unsere Heimat, nur ein Teil von ihnen und ein Teil der keltischen Urbevölkerung blieben zurück, bis um das Jahr 500 die Baiwaren aus dem Lande Baia (dem jetzigen Böhmen) einwanderten.
Im 8. Jahrhundert begann zunehmend die Christianisierung und es wurden viele Klöster gegründet, so die Chiemseeklöster Herrenchiemsee und Frauenwörth. Mit dem mönchischen Ziel von Gebet und Arbeit war auch die Bewirtschaftung der klösterlichen Ländereien für die Bauern ein Vorbild.
Unsere Gemeinde zählte zum Bistum Salzburg, dessen westlicher Teil ab 1218 ein eigenes Bistum Chiemsee ist, mit der Domkirche auf der Herreninsel. Erst 1817 wurde unsere Kirchengemeinde dem Bistum München-Freising zugeteilt.
Schon von ferne grüßt Hirnsberg über dem Simssee mit seiner Kirche. Sie ist für eine Dorfkirche ungewöhnlich groß. Der ebenfalls sehr hohe Turm mit seinem spätgotischen Satteldach verleiht der Kirche einen wehrhaften und trutzigen Charakter. Erstmals wird Hirnsberg um 1100 urkundlich als „Herrantisperch“ erwähnt – die Burg eines Herrant Kuno, eine Nebenlinie des mächtigen Falkensteinergeschlechts. In der zweiten Hälfte des 12. Jahrhunderts übersiedelten die Herren der Burg Hirnsberg auf ihre zweite Burg nach Hohenaschau. Der letzte Ritter von Hohenaschau eignete sich so große Befugnisse und Macht an, dass Herzog Stephan von Bayern 1378 die Hirnsberg einnimmt und bis auf die kleine Burgkapelle völlig zerstört. Die Burg wurde nicht wieder aufgebaut, sondern als Steinbruch verwendet. Die Namen von Hirnsberg wurden nun öfters gewechselt: Herrantisperch – Hürnsperg – Hernsberg – Hörnsberg – Hirnsberg.
Die jetzige große spätgotische Kirche wurde zwischen 1488 und 1500 von einem Landshuter Baumeister unter anderem aus Teilen der kleinen Burgkapelle erbaut. Sie wird gleich Filialkirche von Söllhuben mit der Stiftung einer Wochenmesse am Freitag. Der Unterbau des Turmes stammt auch vom Wehrbau der Burg. Er ist aus Granitquadern zusammengeführt mit einer Mauerstärke von 1,8 Metern und 6,1 Metern Seitenlänge. Der Oberteil ist aus kleineren Tuffquadern später aufgesetzt. Der Hochaltar ist ein gotischer Schreinaltar mit drei Figuren, die drei gotischen Chorfenster zeigen Wappenscheiben des Perfallgeschlechtes. 1496 wird die Kirche von Bischof Ludwig Ebner von Chiemsee geweiht.
1534 stiftet ein Ulrich Tiefenthaler aus Hirnsberg eine Herberge für einen ständigen Kaplan aus Söllhuben, die aber nie bewohnt wird. In der zweiten Hälfte des Jahrhunderts entsteht eine rege Wallfahrt nach Hirnsberg „zu unserer lieben Frau am Berge“, die neben den Wallfahrten von Halfing und Tuntenhausen zu den größten zählt. 1544 schreibt der Söllhubener Pfarrer Simon Sumer, dass „zu Hörnsperg gar ein kostbar schön Gotzhauß sei, dergleichen Gebäude auf dem Land nicht gefunden werde“. 1717 wird der Turm restauriert, sowie der Dachstuhl erneuert.
1724 wird der jetzige barocke Kreuzaltar an der Nordseite der Kirche erstellt. Im Jahre 1743 folgt die völlige Barockisierung innen. Die Stukkaturen – viele Rosen und Sonnenblumen als marianische Symbole sind von Wolf Ganterer von Babensham und die Fresken von Josef Tiefenbrunner, Maler in Trautersdorf, der nebenbei auch die Fresken von Thalkirchen malt. 1744 kommt der Altar der Pfarrkirche Prien nach Hirnsberg, ein 1633 geschaffener Barockaltar der Weilheimer Meistergruppe. Gleichzeitig werden auch die Fenster barockisiert. Nur das gotische Maßwerkfries bleibt erhalten, an der Nordseite sind heute noch gotische Malereien sichtbar. 1766 wird in Hirnsberg eine Klause eingerichtet. Eremit Fr. Casimir a. S. Francisco de Paula zieht es aber schon 1768 wieder von Hirnsberg weg. Gleichzeitig geht auch die Wallfahrt von Hirnsberg stark zurück und an die Stelle tritt die Wallfahrt nach Antwort. Bei heimischen Handwerkern werden 1775 die zwei Emporen mit der geschweiften Brüstung in Auftrag gegeben.
1794 wird der jetzige freistehende Altartisch mit dem kleinen Aufbau in die Kirche gebracht. Die beiden Halbfiguren des heiligen Johann Nepomuk und des heiligen Johann Cantius schuf der Bildhauer Felix Pämer aus Rosenheim, dazu die beiden Anbetungsengel im Stil von Ignaz Günther. Der rückwärtige Hochaltaraufbau mit teilweise bereits klassizistischen Dekorationen (Girlanden, Blumengebinde und Urnen) ist von Felix Pis, Kistler in Frauenchiemsee. Das Altarbild ist die spiegelverkehrte Kopie des Hochaltargemäldes der Kirche Notre Dame in Brüssel von Peter Paul Rubens. Es wurde von Rubensschülern 1650 nicht nach dem Original, sondern nach einer Kupferstichplatte davon gemalt, daher seitenverkehrt gegenüber dem Original.
Von Benedikt Kapfer, Bildhauer aus Trostberg, stammen die beiden Figuren der heiligen Barbara und Katharina, noch im Stil des Rokoko.
Der Kreuzaltar wurde schon 1724 geschaffen. Die Kreuzigungsgruppe und die schmerzhafte Muttergottes stammen von Bildhauer Joseph Wolf aus Rosenheim. Sechs fliegende Engelputten in Rokoko tragen Tafeln mit den Darstellungen der übrigen sechs Schmerzen der Gottesmutter: Maria Lichtmeß, Flucht nach Ägypten, der zwölfjährige Jesus im Tempel, der Abschied Jesu von seiner Mutter, Kreuztragung und Beweinung Jesu.
Über dem Kreuz thront Gott Vater auf Wolken und bricht den Stab über seinen Sohn. Ganz oben sehen wir einen Pelikan, 1775 von einem unbekannten Bildhauer geschnitzt, der symbolisch für die Erlösung seine Jungen aus seiner geöffneten Brust füttert.
Die beiden Seitenaltäre, von zwei Söllhubenern Kooperatoren gestiftet, sind nur gute handwerkliche Arbeiten. Der linke zeigt im Altarbild Herz Jesu und Herz Marie, sowie bittende Arme Seelen, der rechte die Übergabe des Rosenkranzes der Gottesmutter an den heiligen Dominikus.
Die Kanzel fertigt Georg Fux, Kistler in Rosenheim, dazu malt Thomas Urscher aus Neubeuern Maria als Heil der Kranken, als Zuflucht der Sünder, als Trösterin der Betrübten und in der Türkenschlacht als Helferin der Christen. Der Taufstein ist von 1883. Orgelgehäuse, Chorstühle und Beichtstühle, sowie die Kommunionbank sind 1947 nach dem Entwurf von Prof. Esterer von BildhauerWilhelm Maile aus Planegg bei München und Schreinermeister Schmid aus Kreuzbichl gefertigt. Das Kirchengestühl ist neuromanisch und 1867 bei Schreinermeister Wurzer aus Thalkirchen in Auftrag gegeben. Den Kreuzweg malte 1743 Josef Tiefenbrunner, 1947 wird er neu gefasst.
Die bedeutendste Einzelfigur der Kirche ist der heilige Wolfgang, eine sehr gute spätgotische Arbeit um 1480. Wahrscheinlich stand die Figur vorher in Thalkirchen, wo mit Sicherheit ein gotischer Wolfgangsaltar war. Ausgezeichnete Skulpturen sind auch die Figur des Johannes des Täufers von 1620 und Maria vom Siege (um 1800 aus dem Salzburgischen).
Das einzige moderne Kunstwerk der Kirche ist das Kriegerdenkmal, der Auferstandene, 1953 von Siegfried Moroder aus Wolferkam bei Söllhuben geschaffen. Nachdem Hirnsberg vorher nie einen eigenen Seelsorger hatte, wird es erst 1885 selbständige Expositur. Der Kooperator wird von Söllhuben nach Hirnsberg exponiert, nachdem im vorgehenden Jahr 1884 ein Expositurhaus erbaut worden war.
Die Expositurgemeinde umfasst Hirnsberg, Thalkirchen und Pietzenkirchen.
In den Jahren 1989 bis 1996 wurde die Kirche innen und außen von der Firma Neubauer, Prien sehr gelungen renoviert und restauriert.
Die neue Orgel wurde von der Passauer Orgelbaufirma Eisenbarth 1993 gebaut. Anlässlich der 500-Jahrfeier der Kirche im Jahre 1996 wurde die Orgel von Herrn Weihbischof Franz Schwarzenböck eingeweiht.
(Text und Bilder: Annette Forster und Martin Schmid)