Westansicht der Pfarrkirche.
Die früheste Nennung von Ort und Kirche:
Die früheste urkundliche Nennung einer Kirche in Riedering geht zurück ins 8. Jahrhundert, also in die Spätzeit des bayerischen Stammesherzogtumes der Agilolfinger und der Kirchen- und Bistumsorganisation. So wird im „Indiculus Arnonis“, dem Kirchen und Güterverzeichnis des Salzburger Erzbischofs Arno aus dem Jahre 788, eine Kirche mit drei Dienstgütern zu „Hrodheringas“ aufgeführt. Vermutlich hatte Herzog Tassilo (748-788) oder einer seiner Vorgänger die Riederinger Kirche dem Salzburger Bischof übereignet. Auch das von Anfang an der Gottesmutter gewidmete Patrozinium „Mariä Himmelfahrt“ ist ein Hinweis auf den frühen Ursprung von Kirche und Pfarrei. Der Ortsname mit seiner ing- Endung zählt zu den ältesten urkundlich belegten Orten unserer Region mit eindeutigem Bezug auf die Zeit der bajuwarischen Stammesbildung im 5./6. Jahrhundert. Im Jahr 1090 wird dann ein „Raban von Ruotheringon“ erwähnt. Die Pfarrei Riedering geriet bereits im 12. Jahrhundert (erstmals 1130 Verleihung eines Zehents in Riedering vom Erzbistum Salzburg an das Kloster Chiemsee) unter den Einfluss des Klosters Chiemsee, 1490 wurde sie vollständig dem Kloster Herrenchiemsee einverleibt und blieb dies bis zur Säkularisation (hier im Jahr 1806). Seit 1818 gehört Riedering nicht mehr zum Erzbistum Salzburg, sondern zum Bistum Freising, seit 1821 Erzbistum München-Freising.
Beweinung und Grablegung Christi - gotisches Schnitzrelief am rechten Seitenaltar aus der gotischen Vorgängerkirche.
Die frühere, gotische Kirche:
Von Vorgängerbauten aus romanischer oder früherer Zeit ist heute nichts mehr erhalten. In der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts wurde eine neue Kirche im Stil der Spätgotik gebaut und entsprechend eingerichtet - hiervon ist heute nur noch das Schnitzrelief am rechten Seitenaltar erhalten. Diese gotische Kirche wurde in den Jahren 1720-1729 innen durchgreifend barockisiert und mit reichem Stuck versehen. Der damals niedrigere Turm erhielt eine barocke Haube. Eine 1772 geplante Erweiterung der Kirche konnte wegen Geldmangel nicht ausgeführt werden. Im Jahr 1816 ließ Pfarrer Floridus Helmel die damals sehr heruntergekommene Kirche nochmals renovieren.
Ostansicht der Pfarrkirche.
Die heutige Kirche – ein Neubau des 19. Jahrhunderts:
Im Jahre 1856 plante Pfarrer Franz Xaver Wurm – er war 43 Jahre lang Seelsorger in Riedering – den Neubau der jetzigen Kirche. Sein Aufruf wurde von den Bürgern der Gemeinden Riedering und Neukirchen einhellig unterstützt, man erklärte sich auch zur Materialbeschaffung und zu unentgeltlicher Arbeitsleistung beim Bau bereit. Am 29. März 1858 war die Grundsteinlegung und dank des eifrigen Zusammenwirkens aller Handwerker und beteiligten Bürger konnte bereits sieben Monate später der Rohbau fertiggestellt werden. In den Sommermonaten 1859/60 erhielt die Kirche dann ihre Ausschmückung und Einrichtung. Am 22. September erfolgte die feierliche Einweihung des Riederinger Gotteshauses durch den damaligen Erbischof Gregor von Scherr. Seither wurde unsere Kirche mehrmals renoviert: Zunächst 1958/59 unter Pfarrer Georg Krieger, wobei die neuromanische Ausmalung und Einrichtung nach dem Plan von Professor Esterer, München, großteils beseitigt wurde. In den Jahren 1991 bis 1993 konnte Pfarrer, Geistl. Rat Josef Wolf, unter der Leitung des Erzbischöflichen Baureferates und des Landesamtes für Denkmalpflege die Außen- und Innenrenovierung der Kirche vornehmen. Mit der Ausführung des neuen Zelebrationsaltares und des Ambos, beide in Bronze gearbeitet, sowie zweier neuer farbiger Glasfenster im Altarraum konnte die Renovierung im Jahr 1998 feierlich abgeschlossen werden.
Der neugestaltete Altarraum bei der Pfarrverbandserrichtung im Jahr 2011 mit Weihbischof Wolfgang Bischof.
Literatur:
Lorenz Huber: (Die Kirchen der Gegend um Rosenheim, 1911)
Peter von Bomhard: (Die Kunstdenkmäler der Stadt und des Landkreises Rosenheim, Bd. I; Rosenheim, 1954)
Karl Detterbeck, Konrad Breitrainer: ( Riederinger Heimatbuch,1988)
Text:
Pfarrer GR Josef Wolf (+ 2002): (Die Kirchen der Pfarrei Riedering, 1999)