Thalkirchen ist landschaftlich besonders reizvoll gelegen auf dem „Rain“, einer Höhenterrasse über der Ache. Im Jahre 1080 wird es als „Talchirchin“ erstmals urkundlich erwähnt. 1160 wurde das Gut Talchirchin von Arnold, einem Ministerialen des Grafen Gebhard von Sulzbach, dem Kloster Baumburg unterstellt. Später kommt es dann in den Besitz der Hirnsberg-Aschauer. Es standen nur die beiden Höfe auf dem Rain und daneben die kleine Kirche. Sie ist um 1100 gebaut und als Urkirche des ganzen Gebietes anzusehen, noch älter als Hirnsberg mit seiner Marienkapelle in der Burg.
Von dieser romanischen Kirche sind noch jetzt Teile als vordere Seitenmauer der heutigen Kirche erhalten. Auch der Friedhof war von Anfang an nur an der Thalkirchner Kirche. Das Allerheiligste wurde später nach Hirnsberg übertragen. Im Jahre 1374 wird Thalkirchen erstmals als Filiale von Söllhuben genannt. Um 1550 bekommt der romanische Raum einen gotischen Chor.
Gleichzeitig wird als Hochaltar ein spätgotischer Schreinaltar mit den Figuren des Kirchenpatrons Andreas und der beiden Johannes (der Evangelist und der Täufer) aufgestellt. Daneben findet ein Wolfgangsaltar Platz mit der spätgotischen Figur, die heute in der Hirnsberger Kirche steht. 1654 wird ein neuer Altar bei der Kufsteiner Meistergruppe bestellt. Die Figuren dazu stammen von Hans Hörner aus Schwaz, das Altarbild mit dem Martyrium des heiligen Andreas malt 1654 Peter Weißpacher aus Kufstein. Georg Ruepp, Schreiner in Wurmsdorf, fertigt 1667 die neue Kanzel, von Hans Schmid gefasst, eine schöne Frühbarockarbeit. Da die Kirche sehr dunkel ist, werden 1669 mehrere Fenster ausgebrochen. 1676 wird der neue Turm errichtet. Dazu werden, wie der Chronist berichtet, „sechs Fueder Stain von des Speckher´s Thurm erkauft“.
Der Spöckerturm war Nebenburg von Hirnsberg und inzwischen längst verfallen. Martin Mayr, Maurermeister in Unterachthal, und Thomas Raab, Zimmermeister von Achthal, bauen 1708 eine größere Vorhalle an die Westseite an, weil, wie berichtet wird, „das Gotteshaus zimblich clain und von villen Leuthen beßuecht wird“.
1709 verlegt man das Südportal auf die Westseite. 1763 hat man den ganzen Raum barockisiert und die gotischen Gewölberippen entfernt, außerdem die Fenster abgerundet. Schließlich wird 1872 nochmal nach Westen um zwei Joch verlängert und die Kirche bekommt eine Sakristei. Jakob Mayr und Jakob Schmid aus Thalkirchen erneuern im gleichen Jahr den Turmdachstuhl. Durch den mehrmaligen Anbau wirkt die Kirche etwas lang und niedrig. Schreinermeister Wurzer aus Thalkirchen gestaltet 1878 den jetzigen neugotischen Hochaltar, aber unter Verwendung der alten Figuren und des Altarbildes. Der Seitenaltar wird entfernt und die Figur der Gottesmutter kommt an die Seitenwand. 1907 wird die Kirche von Georg Rübensal aus Endorf mit neugotischen Ornamenten zu bunt und überladen ausgemalt. 1909 schafft die Kirchengemeinde eine Orgel an.
Kunstmaler Hugo Williroider aus Hochstätt legt 1939 die alten Fresken wieder frei, die 1763 Franz Tiefenbrunner aus Trautersdorf bei Prien in volkstümlichem Rokoko gemalt hatte. Sie zeigen die Berufung des heiligen Andreas, seine Verurteilung, den Gang zum Richterplatz und seine Aufnahme in den Himmel. Der Künstler hat unten signiert: „Franz Xavery Diefenbrunner Pinxit 1763“.
Die seitlichen Fresken stellen dar: Verkündigung Mariae, die vier Evangelisten (Lukas als Maler, der gerade die Gottesmutter zeichnet), die vier Kirchenväter, sowie St. Dominikus und Benedikt. Außen an der Kirche befindet sich ein lebensgroßer Christus am Kreuz, eine sehr gute Rokokoarbeit des Rosenheimer Bildhauers Felix Pämer um 1780.
Im Jahre 2008 hat der Orgelbaumeister Alois Linder aus Nußdorf eine neue Orgel gebaut.
(Text und Bilder: Annette Forster und Martin Schmid)